Das französische Parlament hat die Einführung eines neuen Corona-Impfzertifikats mit überdeutlicher Mehrheit beschlossen, berichtet die Tageschau. Das Gesetz sieht vor, dass ungeimpfte Menschen ab 16 Jahren künftig keinen Zugang mehr zu Gastronomie, Stadien, Kultureinrichtungen und dem Fernverkehr haben sollen.
Frankreichs Regierung will angesichts gestiegener Infektionszahlen weitere Anreize für eine Corona-Impfung setzen. Mit der Regelung soll der aktuell geltende Gesundheitspass, der als Nachweis über eine Impfung, eine Genesung oder einen aktuellen negativen Corona-Test gilt, zum Impfpass umgewandelt werden. Das neue Impfzertifikat entspricht dann der deutschen 2G-Regel. Ein negativer Test reicht damit bald nicht mehr aus, um Zugang zu zahlreichen Orten zu bekommen.
Wann genau die Neuerung in Kraft tritt, ist noch unklar: Die sozialistischen Abgeordneten kündigten an, den Text dem Verfassungsgericht vorzulegen, womit sich die offizielle Verkündung des neuen Gesetzes noch einmal um mehrere Tage verschieben dürfte.
Mehr als 91 Prozent der Erwachsenen in Frankreich sind bereits vollständig gegen das Coronavirus geimpft. Kritiker bezweifeln deshalb, dass die neue Vorschrift große Auswirkungen haben wird. Der französische Präsident Emmanuel Macron und die Regierung hoffen, mit der Regelung die Zahl der Corona-Patienten zu begrenzen, die die überlasteten Krankenhäuser im ganzen Land füllen, um damit einen weiteren Lockdown verhindern zu können. Solche Schließungen würden der Wirtschaft einen weiteren Schlag versetzen – und könnten daneben auch Macrons Chancen auf einen Sieg bei der Präsidentschaftswahl am 10. April gefährden.
Mehr als 76 Prozent der französischen Intensivbetten sind derzeit mit Corona-Patienten belegt, von denen die meisten nicht geimpft sind. Jeden Tag sterben etwa 200 Menschen in Zusammenhang mit einer Corona-Infektion. In den vergangenen Wochen waren die Infektionszahlen in Frankreich rapide angestiegen. Zuletzt lag die registrierte Zahl der Ansteckungen innerhalb einer Woche pro 100.000 Einwohner bei etwa 2.829 landesweit. Täglich wurden mehr als 300.000 Neuinfektionen gemeldet.
Aus Protest gegen die geplanten neuen Einschränkungen sowie gegen die Corona-Politik der Regierung insgesamt waren zuletzt in verschiedenen französischen Städten etwa 54.000 Menschen auf die Straße gegangen.
Am Wochenende traten bereits neue Regeln für den Impfnachweis in Kraft. Erwachsene, deren zweite Impfung schon sieben Monate zurückliegt und die noch keine Auffrischungsimpfung bekommen haben, gelten nun offiziell als nicht mehr geimpft. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums sind rund 560.000 Menschen von der Maßnahme betroffen.
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