Im Wahljahr hat jetzt der französische Präsident Emmanuel Macron seinen Ton gegenüber Ungeimpften deutlich verschärft. In einem Interview mit der Zeitung Le Parisien sagte Macron am Mittwoch im Hinblick auf ungeimpfte Landsleute:
"Ich habe große Lust, sie zu nerven, also werden wir fortfahren, dies bis zum Ende zu tun."
Grundsätzlich wolle er die Franzosen nicht nerven, aber die Gruppe derjenigen, die störrisch seien, verkleinere man so, führte Macron weiter aus. Er ergänzte:
"Ich werde sie nicht ins Gefängnis bringen, ich werde sie nicht zwangsimpfen."
Bemerkenswert ist dabei vor allem die Wortwahl Macrons. Der Präsident sprach von "emmerder", was sich im Deutschen zwar durchaus als "nerven" oder auch "ärgern" übersetzen lässt, doch das französische "emmerder" hat eine deutlich aggressivere und vulgäre Note. Macron hätte statt "emmerder" zum Beispiel auch "embêter" sagen können, was deutlich zivilisierter klingt. Das ist ein recht ungewöhnlicher Vorfall für ein Land, das eher eloquente Politiker gewohnt ist. Erinnert sei da als positives Beispiel an die Rede des damaligen Außenministers Dominique de Villepin im Jahre 2003 vor den Vereinten Nationen, als er wortgewandt begründete, warum Frankreich gegen den Irak-Krieg stimmt. Kein Wunder, dass Macrons Äußerungen schnell für Empörung sorgten.
Die Präsidentschaftskandidatin des rechtskonservativen Rassemblement National (ehemals Front National) Marine Le Pen nannte Macron seines Amtes als Präsident unwürdig. Der Linkenpolitiker Jean-Luc Mélenchon bezeichnete die Äußerung als "schockierend". Der Grünen-Kandidat Yannick Jadot schrieb in einem Impfaufruf, die Menschen seien Macron egal. Sozialistenchef Olivier Faure sprach von einem Ausspruch, der nicht auf der Höhe eines Präsidenten sei.
Auch in Frankreichs Nationalversammlung gab es Debatten um Macrons Äußerung. Erneut unterbrach die Kammer deshalb in der Nacht ihre Beratungen über eine Verschärfung von Corona-Regeln für Ungeimpfte. Macron hatte in seinen Ausführungen ebendiese geplanten Regeln angesprochen. Die Regierung will, dass ab Mitte Januar nur noch Geimpfte Zugang etwa zu Restaurants, Kulturstätten oder Fernzügen haben. Ob der Zeitplan eingehalten werden kann, ist ungewiss. Nach der Nationalversammlung müsste auch noch der Senat als Oberhaus des Parlaments das Gesetz billigen.
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