Ex-Kommandeur polnischer Landtruppen will Todesstrafe für geflohenen Soldaten: "Deserteur im Krieg"

Nichts Geringeres als die Todesstrafe für den nach Weißrussland geflohenen polnischen Soldaten hat ein ehemaliger Kommandeur der polnischen Landstreitkräfte gefordert. Begründung: Polen sei im Krieg – und ein Deserteur im Krieg verdiene "eine Kugel in den Kopf".

In der Debatte, die in Polen um den Soldaten Emil Czeczko entbrannte, der sich aus Protest gegen den Umgang seiner Regierung mit der Flüchtlingskrise nach Weißrussland absetzte, hat sich der polnische General Waldemar Skrzypczak mit ultimativem Säbelgerassel hervorgetan. Der ehemalige Kommandeur der polnischen Landstreitkräfte hat in einem Interview an die Onlinezeitung wPolityce am 18. Dezember die Todesstrafe für den politischen Flüchtling gefordert. Dies begründete er damit, dass sich Polen – Achtung! – im Krieg befinde. Vor allem ob der Forderung seitens der polnischen Staatsanwaltschaft, Czeczko für seine Fahnenflucht zu "nur" zehn Jahren Haft zu verurteilen, entbrannte der brave General im wahrhaftigen Zorne der Edlen:

"Dieser Soldat hat das Schlimmste getan, was es in Kriegszeiten geben kann – indem er auf die feindliche Seite überlief, indem er desertierte. Wenn ich heute in den Medien lese, dass die Staatsanwaltschaft ein Verfahren eröffnet hat und ihm bis zu zehn Jahren Gefängnis drohen, dann frage ich mich, was das soll. Er wechselt in Kriegszeiten auf die Seite des Feindes und wird mit zehn Jahren Gefängnis bedroht? Ich kann und werde das nicht verstehen."

"Die Sache ist klar. Der Soldat ist ein Deserteur, er ist während des Krieges auf die feindliche Seite übergelaufen, also gibt es für ihn nur eine Strafe – die Todesstrafe. Ein Krimineller, eindeutig ein Deserteur. Eine Kugel in den Kopf, aus und vorbei."

Skrzypczak scheint in seiner Entrüstung entgangen zu sein, dass das polnische Gesetz als solches keine Todesstrafe vorsieht und dass Polen bislang offiziell niemandem den Krieg erklärt hat. Auch nicht Weißrussland, das Skrzypczak einfach als den "Gegner" und die "feindliche Seite" bezeichnete.

Emil Czeczko, nach eigener Angabe Soldat des 11. Masurischen Artillerieregiments der 16. Pommerschen König-Kasimir-Division, deren Untereinheiten während des flüchtlingskrisenbedingten Ausnahmezustands in den Grenzgebieten Polens zur Sicherung des Grenzabschnitts zu Weißrussland beordert wurden, überquerte am 16. Dezember 2020 die Grenze nach Weißrussland.

Im Grenzstreifen von den weißrussischen Grenzschutztruppen gestellt, bat der junge Mann unverzüglich um politischen Schutz, da er den Umgang der Regierung seines Landes mit der Flüchtlingskrise missbillige. Dem weißrussischen Staatssender Belta erklärte er, an der polnischen Grenze zu Weißrussland Zeuge von Hinrichtungen von Flüchtlingen und Menschenrechtsaktivisten geworden zu sein. Diese sollen sowohl vom polnischen Grenzschutz als auch von Soldaten durchgeführt worden sein. Die Grenzschützer hätten die Soldaten nach gemeinsamem Alkoholkonsum zu Exekutionen genötigt, nicht zuletzt unter Androhung von Waffengewalt.

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