eine Analyse von Marinko Učur, Camp Lipa Bihać/Banja Luka
Die schwierige humanitäre Lage auf der sogenannten "Balkanroute der Migranten" scheint der Vergangenheit anzugehören. Nachdem sich in der Stadt Bihać im Nordwesten Bosnien-Herzegowinas, am Grenzgebiet zu Kroatien und der Europäischen Union, eine große Zahl von vor allem aus Pakistan und Afghanistan stammenden Migranten versammelt hatte, sahen sich die lokalen Behörden mit einer humanitären Katastrophe konfrontiert.
Einerseits versuchten diese Menschen um jeden Preis, zu ihrem Zielort im Westen zu gelangen. Andererseits ging die kroatische Polizei rücksichtslos mit ihnen um und hielt sie in ihren Absichten auf. In den Medien hieß es, dass kroatische Grenzschutzbeamte diese Menschen unselten brutal behandelten hätten und dass sich internationale humanitäre Organisationen wegen des Verhaltens Kroatiens beschwert hätten.
Migranten haben ihre Bestrebungen, in den Westen zu gelangen, zwar nicht aufgegeben, dennoch wurden ihre schwierigen Unterbringungsbedingungen endlich gelöst. Die von der Internationalen Organisation für Migration (IOM) ursprünglich bereitgestellten Zelte und Hilfsmittel wurden nun durch ein modernes Camp mit einer Kapazität von bis zu 1.500 Personen in Lipa bei Bihać ersetzt, das am vergangenen Freitag zur Nutzung übergeben wurde.
Niemand verbirgt nun seine Genugtuung, dass Migranten menschenwürdige Lebensbedingungen bekommen werden. Vertreter der EU, der IOM sowie die für ihre Unterbringung zuständigen Vertreter der lokalen Behörden haben in der Öffentlichkeit wegen des von der EU finanzierten, aus Containern errichteten modernen Aufnahmelagers im Wert von 1,7 Millionen Euro gepriesen.
Der Leiter der EU-Delegation in Bosnien-Herzegowina, Johann Sattler, sagte, dass "jeder in Bihać Zeuge der Eröffnung eines neuen Kapitels im Prozess der Bewältigung der Migrantenkrise in Bosnien-Herzegowina ist".
Auch die deutsche Organisation "Technisches Hilfswerk" (THW) trug ihrerseits zur Verwirklichung dieses Unterfangens bei, indem sie das Projekt mit rund einer Million Euro für den Bau einer Küche, eines Speisesaals und einer Ambulanz finanziell unterstützte.
Eine Mitteilung der Deutschen Botschaft in Sarajevo lautet:
"Deutschland hat Bosnien-Herzegowina in der Bewältigung der Flüchtlings- und Migrationsströme von Beginn an unterstützt und das Programm der IOM zur Förderung der freiwilligen Rückkehr von Flüchtlingen und Migranten mit 2,8 Millionen Euro unterstützt."
Migranten, die die vergangenen Monate in Zelten in der Siedlung Lipa verbracht haben, die nach dem 2020 entstandenen Brand von Angehörigen der Streitkräfte Bosnien-Herzegowinas errichtet wurden, werden den Winter definitiv in warmen Räumen mit Strom und allen notwendigen Maßnahmen verbringen. Interessant ist, dass Migranten in Objekten nach Familienstand und der Tatsache, ob es sich um Einzelpersonen, Familien oder Minderjährige handelt, untergebracht sein werden.
Da noch immer eine große Zahl von Migranten obdachlos ist und entlang der kroatisch-bosnischen Grenze wandert, um über die Grenze illegal zu ihren vorgesehenen Bestimmungsorten im Westen zu gelangen, hat die Europäische Union zusätzliche 2,5 Millionen Euro an humanitärer Hilfe bereitgestellt, um diese gefährdeten Flüchtlinge zu unterstützen. Es wird geschätzt, dass in der Gegend um Bihać noch immer mehr als 1.000 Menschen hilflos umherirren.
Der EU-Kommissar für Krisenmanagement Janez Lenarčič hat sogar eine Zahl von 4.000 hilflosen Migranten erwähnt, die auf der Balkanroute in Bosnien-Herzegowina "feststecken", von denen viele unter freiem Himmel schlafen. Es mangelt ihnen an Nahrung, Winterkleidung und -schuhen sowie an medizinischer Versorgung.
Nur einen Tag nach der Veröffentlichung von Informationen über diese EU-Spende war die Öffentlichkeit beunruhigt wegen des schockierenden Berichts des Ausschusses des Europarats zur Verhütung von Folter und unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung oder Strafe (CPT), der schwere Vorwürfe des Missbrauchs von Migranten durch die kroatische Polizei enthält. Der umfangreiche, detaillierte Bericht erwähnt unter anderem besorgniserregende Daten, dass auf der kroatischen Seite der Grenze "einige Migranten mit gefesselten Händen in den Grenzfluss Korana geworfen wurden".
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