Corona-Proteste auf Martinique: Demonstranten schießen auf Polizei und Feuerwehr

Proteste und Unruhen in Guadeloupe haben sich auf das nahe gelegene französische Territorium Martinique ausgeweitet. Anlass war die Einführung der Corona-Impfpflicht für bestimmte Berufe. Berichten zufolge kam es dabei zu Schüssen auf Polizei und Feuerwehrleute.

Im französischen Überseegebiet Martinique hatten am Montag 17 Gewerkschaften zu einem Generalstreik aufgerufen. Damit sollte das Nichteinverständnis gegen die Corona-Impfpflicht für Beschäftigte im Gesundheitswesen und gegen die Einführung des französischen Corona-Gesundheitspasses bekundet werden. Die Spannungen verschärften sich jedoch, als die Streikenden Berichten zufolge verärgert waren, weil sie am Ende ihres ersten Demonstrationstages nicht vom Gouverneur von Martinique empfangen wurden. In einem Twitter-Beitrag hieß es:

"Auf der gesamten Insel sind zahlreiche Verkehrsadern blockiert. Der Verkehr ist auf den Hauptachsen nur unter sehr großen Komplikationen möglich oder sogar unmöglich. Es wurden auch Fahrzeuge angezündet, um #Straßensperren zu errichten."

 

Ordnungskräfte und Feuerwehrleute kamen mehrmals unter Beschuss, als sie in der Nacht zum Montag zum Löschen von brennenden Barrikaden und Fahrzeugen auf öffentlichen Straßen in der Stadt Fort-de-France ausrückten. Verletzte wurden allerdings nicht gemeldet. Die französische Zeitung Le Parisien führt folgendes Zitat des Sprechers der öffentlichen Sicherheit von Martinique, Joël Larcher, an:

"Wir haben gegen 23.30 Uhr zur Unterstützung der Feuerwehr bei Mülltonnenbränden in Sainte-Thérèse eingegriffen. Wir wurden mit Wurfgeschossen traktiert. Weitere Mülltonnen- und Fahrzeugbrände wurden gegen 01:45 Uhr in Brand gesetzt: Zu diesem Zeitpunkt wurden die Patrouillen mehrfach mit 9-mm-Pistolen beschossen – an den Fahrzeugen wurden entsprechende Einschläge festgestellt."

Am Dienstag schließlich konnten sich die Gewerkschaftsführer doch noch zu einem Gespräch hinter verschlossenen Türen mit dem Präfekten von Martinique, Stanislas Cazelles, treffen. Am Nachmittag sollten die Gewerkschaftsführer auch mit dem Präsidenten der Gebietskörperschaft Martinique (CTM), Serge Letchimy, zusammenkommen. Der Radiosender Martinique la 1ère zitierte Bertrand Cambusy, den Generalsekretär der Gewerkschaft CSTM, mit der Aussage, dass der Streik weitergehen soll. Gleichzeitig soll laut Cambusy die Praxis der Errichtung von Straßensperren nicht mehr fortgesetzt werden – diese Entscheidung trafen die Gewerkschaften aus Sicherheitsbedenken heraus:

"Angesichts des Eindringens von Personen, die nicht dem Gewerkschaftsverband angehören, in die Nähe der Straßensperren wird beschlossen, die Straßensperren ab Dienstagabend aufzuheben […] – auf dass die Lage zur Normalität zurückkehrt und nicht weiter eskaliert."

Der Bericht des Senders – oder aber auch der Gewerkschaftsfunktionär selbst – nimmt dabei nicht auf die Berichte der Polizei Bezug, auf die Beamten und Feuerwehrleute sei geschossen worden. Doch es wäre sehr wahrscheinlich, dass diese Information die Entscheidung der Gewerkschaften, vielleicht sogar entscheidend, mit beeinflusste.

Die Demonstranten hatten Anfang der Woche Straßen allerorten auf der Karibikinsel blockiert und mehrere Forderungen an die Regierung gestellt, darunter ein Ende der Corona-Impfpflicht für Kräfte im Pflege- und Gesundheitswesen sowie weitergehende Forderungen wie eine Erhöhung der Gehälter und eine Senkung der Kraftstoffpreise. Wie angekündigt, wurden die Proteste am Mittwoch fortgesetzt:

"#Martinique: Sehr hohe Mobilisierung heute Morgen! Generalstreik: Straßenblockaden auf den Hauptstraßen. Nach #Guadeloupe ist Martinique an der Reihe. Die Antillen gehen in Flammen auf. Guyana im Download-Modus! #Macron: Schickt er die #GIGN?"

  

Die Gewalt hat sich aus dem nahe gelegenen Guadeloupe, ebenfalls französisches Überseegebiet, ausgebreitet: Dort brach ein sehr ähnliches Chaos aus, nachdem die Gewerkschaften letzte Woche Streiks organisiert hatten. Auch dort wollte man so gegen die Einschränkungen und Eingriffe zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie protestieren, einschließlich der Einführung von Pflichtimpfungen für Beschäftigte im Gesundheitswesen. Am Dienstag wurde vermeldet, dass in Guadeloupe im Laufe der Unruhen ein Waffendepot geplündert worden sei – mehrere Gewehre seien entwendet worden.