Aman, eine Migrantin aus dem Irak, sagte, ihre Familienmitglieder und sie hätten ihre Visa in der Türkei erhalten und seien erst danach nach Weißrussland gekommen. Zudem erzählte die Frau, dass alle Migranten, die sich an der Grenze aufhalten, beabsichtigen, nach Deutschland zu gelangen. Laut Aman wurden bereits Transportmittel aus Deutschland geschickt, um sie abzuholen. "Deutschland hat Autos für uns geschickt, aber die polnische Polizei hat sich geweigert, sie mitzunehmen", sagte die Frau, die davon aus den Nachrichten erfahren haben will.
Mohammed, ein weiterer Migrant aus dem Irak, sagte, er habe ein sogenanntes "Visa-Paket" gekauft, welches ein Visum, einen 14-tägigen Hotelaufenthalt und eine Krankenversicherung umfassen sollte. Diese Dienstleistung hätte pro Person 2.600 Dollar (rund 2.200 Euro) gekostet.
Nach drei Tagen wurden Mohammed und weitere Migranten, die den Service in Anspruch genommen hatten, jedoch aus dem Hotel rausgeschmissen. Der Mann schildert die Situation wie folgt:
"Ich habe 2.600 Dollar für ein Visum für alle bezahlt, für mich, für meine Mutter, meine Frau und meinen Bruder. Wir sind 12 Personen, wir haben zwei Familien, ich und mein Bruder. Das ist für ein Visum, ein Hotel und eine Krankenversicherung. Und sie sagten, dass die Firma sagte: 'Ihr habt 14 Tage Zeit, um im Hotel zu bleiben, in drei Tagen müsst ihr wieder raus'.
Dann sagten sie: 'Eure Zeit im Hotel ist vorbei'."
Zudem wiesen die Migranten darauf hin, dass sie nichts zu essen oder zu trinken hätten und dass es im Lager keine Babynahrung mehr gebe.
Weißrussische Behörden versorgen das Zeltlager mit Wasser, Tee und Lebensmitteln. Die Schlangen für Lebensmittel sind dennoch lang. Nach Angaben des staatlichen Grenzkomitees der Republik Weißrussland befinden sich etwa 2.000 Menschen vor den Zäunen an der Grenze zu Polen.
In jüngster Zeit waren die Spannungen zwischen der EU und Weißrussland eskaliert. Die EU wirft dem weißrussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko vor, als Reaktion auf die von der EU verhängten Sanktionen absichtlich Migranten an die Grenze zu schicken. Deutschland und Polen verstärkten am 20. Oktober gemeinsame Grenzpatrouillen an der Grenze zu Weißrussland und errichteten einen Stacheldrahtzaun, um illegale Grenzübertritte zu verhindern. Zuvor hatte der weißrussische Präsident Alexander Lukaschenko erklärt, dass er die Kontrolle über den Zustrom von Migranten an die Grenzen zur EU reduzieren werde.
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