Bekannter Neonazi zum Berater des Befehlshabers der ukrainischen Streitkräfte ernannt

Dmitri Jarosch, der ehemalige Chef des Rechten Sektors, soll nach eigenen Angaben auf seiner Facebook-Seite zum Berater des Oberbefehlshabers der Streitkräfte der Ukraine ernannt worden sein. Jarosch ist einer der berüchtigtsten ukrainischen Nationalisten.

Dmitri Jarosch, 1971 geboren, war schon 1994 Mitbegründer der Neonazi-Organisation "Trident", die er von 1996 bis 1999 anführte und im Jahre 2013 in den Rechten Sektor überführte. Bis November 2015 war er der Leiter dieser berüchtigtsten ukrainischen Neonazi-Formation. Der Rechte Sektor stellte während des Maidan die gewalttätigsten Demonstranten, leicht erkennbar an den rot-schwarzen Armbinden, und schon vor dem Putsch gegen Ende Februar 2014 gab es Berichte über Folterungen im Kiewer Gewerkschaftshaus, das die Nationalisten gestürmt und zu ihrer Zentrale gemacht hatten.

Im gesamten Verlauf des ukrainischen Bürgerkriegs spielt der Rechte Sektor eine fatale Rolle. Es war die Ankündigung von Jarosch, mit 5.000 Mann die Krim zu stürmen, die im März 2014 die Entscheidung über das Referendum auf der Krim zur Ablösung von der Ukraine auslöste. Die Parole des Rechten Sektors damals lautete, die Krim werde ukrainisch bleiben oder entvölkert.

Bereits vor Beginn des Bürgerkriegs war der Rechte Sektor an dem berüchtigten Massaker von Odessa beteiligt. Schon zuvor hatten Mitglieder des Rechten Sektors in eine Antimaidan-Demonstration in Charkow geschossen und wenige Tage später dann zwei Antimaidan-Aktivisten, die ihre Zentrale in Charkow ausfindig gemacht hatten, gezielt erschossen. Als im Mai 2014 im Donbass das Referendum abgehalten wurde, überfiel der Rechte Sektor Organisationsbüros, entführte namentlich bekannte Aktivisten und überfiel schließlich auch das Abstimmungslokal in Kramatorsk; die Aufnahmen von diesem Überfall wurden damals im deutschen Fernsehen gezeigt, aber fälschlich dem Widerstand im Donbass zugeschrieben, was zumindest später korrigiert werden musste.

Aus dem Rechten Sektor bildeten sich zu Beginn des Bürgerkriegs Freiwilligen-Bataillone, die weitgehend außerhalb der Kontrolle der ukrainischen Armee agierten. Im Sommer 2014 soll es bei Saur-Mogila sogar zu einem regelrechten Gefecht zwischen den Truppen des Rechten Sektors und der regulären ukrainischen Armee gekommen sein. Nichtsdestotrotz sind solche Einheiten nach wie vor an der Donbass-Front präsent, obwohl die Minsker Vereinbarungen die Entwaffnung und Demobilisierung aller irregulären Einheiten verlangen.

In Russland wird in mehreren Strafverfahren gegen Jarosch ermittelt, unter anderem auch noch wegen seiner Teilnahme am Tschetschenienkrieg an der Seite der Islamisten von 1994 bis 1995. Zwei Jahre lang stand er sogar auf der Webseite von Interpol als Gesuchter, bis diese Eintragung im Januar 2016 wieder verschwand.

Dem Rechten Sektor wird nicht nur Folter in vielen Fällen zur Last gelegt, sondern auch die Zusammenarbeit mit Kriminellen bei Erpressungen und Raub. Bekannt ist dabei insbesondere ein Vorfall in Transkarpatien im Jahr 2015, als sich eine in den Schmuggel involvierte Abteilung des Rechten Sektors ein langes Feuergefecht mit der Polizei lieferte.

Im Februar 2015, als die zweiten Minsker Vereinbarungen unterzeichnet wurden, erklärte Dmitri Jarosch, der Rechte Sektor werde sich nicht daran gebunden fühlen. Um eine Unterordnung seiner Truppen zu erreichen, wurde er im März 2015 das erste Mal zum Berater des Chefs des Generalstabs der ukrainischen Armee ernannt.

Seitdem war Dmitri Jarosch von 2015 bis 2019 Abgeordneter in der ukrainischen Rada, hat für das Präsidentenamt kandidiert und mehrmals damit gedroht, die Regierung zu stürzen, weil sie den nationalistischen Kurs nicht deutlich genug verfolge. In der Rada schloss er sich der Gruppe um den Oligarchen Igor Kolomoiski an, der auch als der starke Mann hinter Selenskij vermutet wird.

Sollte Jaroschs Mitteilung zutreffen, würde das bedeuten, dass der politische Einfluss der ukrainischen Extremisten wieder zunimmt – der bereits immer stärker war, als die Zuteilung der politischen Ämter erkennen ließ. Allerdings dürften die westlichen Medien seine Rolle wie immer übergehen, so wie auch sonst sämtliche Aktivitäten des Rechten Sektors seit dem Maidan übergangen wurden und werden.

In Russland gilt der Rechte Sektor als terroristische Organisation, und Dmitri Jarosch persönlich unterliegt russischen Sanktionen.

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