Egal, ob es um schnelle Lieferung der Impfstoffe gegen das Coronavirus, um Unterstützung im UN-Sicherheitsrat gegen die Abspaltung der abtrünnigen südserbischen Provinz Kosovo oder um die Zusammenarbeit bei wirtschaftlichen Projekten geht: In den vergangenen Jahren sind die Beziehungen zwischen Serbien, China und Russland noch besser geworden. Obwohl Belgrad mittlerweile rund 15 Jahre lang auf einen EU-Beitritt hinarbeitet, ist das Ansehen Moskaus und Pekings in dem Westbalkan-Land zeitgleich immer mehr gewachsen, besonders deutlich in den vergangenen Jahren.
Denn seitens der Europäischen Union bekommt Belgrad weiterhin keinen konkreten zeitlichen Rahmen für einen Beitritt zur Gemeinschaft. Zugleich gibt es stets Druck, unter anderem die selbstausgerufene Unabhängigkeit Kosovos endlich anzuerkennen. Auf der anderen Seite investiert die Volksrepublik in Zugstrecken oder Stahlwerke. Brücken und Straßen werden gebaut. Serbien wurde inzwischen auch an das Projekt der russisch-türkischen Gas-Pipeline Turkstream angeschlossen. Besonders während der COVID-19-Pandemie sah man erfreut die schnellen Lieferungen von Impfstoffen aus China und Russland.
Auch in der Bevölkerung wird dies so wahrgenommen. Laut einer aktuellen Umfrage des Zentrums für freie Wahlen und Demokratie CESID und der US-amerikanischen Nichtregierungsorganisation The International Republican Institute (IRI) sei die Mehrheit der serbischen Bevölkerung der Meinung, dass China und Russland jene Staaten sind, zu denen Serbien derzeit die besten Beziehungen hat. Die Europäische Union lande erst auf dem dritten Platz.
Den Einfluss dieser beiden erstgenannten Länder in den vergangenen Jahren auf Serbien würde die Mehrheit der Bürger demnach positiv bewerten, berichtet die serbische Zeitung Danas mit Verweis auf die durchgeführte Erhebung. Gleichzeitig werde der Einfluss der USA, der EU sowie der NATO seitens der Befragten als negativ eingeschätzt.
Obwohl Serbien auch mit den Ländern der EU, allen voran Deutschland, eine ausgeprägte wirtschaftliche Zusammenarbeit pflegt, hätten die Teilnehmer der Umfrage mehr Vertrauen in die chinesischen Investitionen im Land sowie in Infrastrukturprojekte mit Peking. Auch beim Thema Impfstoffe würde die Mehrzahl chinesische und russische Vakzine anstelle der "westlichen" bevorzugen.
Bislang wurden in Serbien nach offiziellen Angaben rund sieben Millionen Impfstoffdosen verabreicht, die meisten darunter mit dem chinesischen Vakzin Sinopharm sowie dem russischen Sputnik V.
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