Das polnische Unternehmen PGNiG hat bei der russischen Seite eine Senkung des Gaspreises im Rahmen des mit Gazprom geschlossenen Jamal-Vertrags beantragt. Dies teilte der Pressedienst des Unternehmens mit. PGNiG äußerte in einer Erklärung, dass Polen um eine Senkung der Preise gebeten habe, damit bei den Neuverhandlungen die aktuelle Marktlage berücksichtigt werden könne.
Nach Angaben des Unternehmensleiters, Paweł Majewski, hat PGNiG in letzter Zeit einen noch nie dagewesenen Anstieg der Erdgaspreise auf dem europäischen Großhandelsmarkt erlebt. Er glaubt:
"Diese ungewöhnliche Situation ist ein Grund, die Preiskonditionen, zu denen wir im Rahmen des Jamal-Vertrages Brennstoff beziehen, zu überarbeiten."
Majewski schlug vor, dass die Preise ab dem 1. November gesenkt werden könnten.
Der Gasliefervertrag zwischen Gazprom und PGNiG wurde Ende September 1996 geschlossen. Die Parteien vereinbarten die Lieferung von 9,8 Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr. Nach dem Vertrag kann jede Partei alle drei Jahre eine Überarbeitung der Bedingungen beantragen.
Das Abkommen läuft im Jahr 2022 aus, und die polnischen Behörden haben wiederholt erklärt, dass sie es nicht verlängern werden. Warschau hat nach eigenen Angaben einen Weg gefunden, auf russisches Gas zu verzichten, indem es Brennstoff von anderen Anbietern kauft, darunter verflüssigtes Erdgas aus den USA und Katar sowie norwegisches Erdgas, das über die noch im Bau befindliche Baltic-Pipe-Leitung geliefert werden soll.
Am 30. März 2020 gewann PGNiG einen Rechtsstreit mit Gazprom über die Anpassung der Lieferpreise ab November 2014. Nach dem fünfjährigen Streit billigte das Stockholmer Schiedsgericht eine neue Formel für die Berechnung des russischen Gaspreises und verpflichtete Gazprom, dem polnischen Unternehmen rund eineinhalb Milliarden Dollar zu erstatten. Die russische Seite hat das Geld an Polen überwiesen, stellte aber in Aussicht, gegen die Entscheidung des Schiedsgerichts Berufung einlegen zu wollen.
Im November 2020 forderte PGNiG ebenfalls eine Senkung des Preises für russisches Erdgas, erhielt aber als Antwort von Gazprom die Aufforderung, den Vertragspreis nach oben zu korrigieren. Polen hielt den Antrag für unangemessen und mit den formalen Anforderungen des Vertrages unvereinbar.
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