Streit um Fischereirechte: Frankreich beschlagnahmt britischen Trawler

Im Zuge des britischen Austritts aus der EU erlangte der schon seit Jahrzehnten andauernde Streit zwischen London und Paris um Fischereirechte eine neue Bedeutung. Jetzt hat Frankreich ein britisches Boot beschlagnahmt, das angeblich die nötige Lizenz nicht besaß.

Die britische Innenministerin Priti Patel hat die Beschlagnahmung eines britischen Fischtrawlers durch Frankreich am Vortag als enttäuschend bezeichnet.

"In Bezug auf das, was heute Morgen passiert ist, denke ich, dass es wichtig ist zu sagen, dass es natürlich enttäuschend ist und wir als Land alle unsere Verpflichtungen im Rahmen des (Handelsabkommens zwischen Großbritannien und der EU) erfüllt haben."

Der Innenminister sagte auch, dass die Gespräche in dieser Angelegenheit sowohl auf der Ebene der EU-Kommission als auch mit den Kollegen in der französischen Regierung fortgesetzt werden. 

Ein Interessenverband englischer Fischer, die South West Fish Producers Organisation, erklärte, das beschlagnahmte Schiff heiße "Cornelis Gert Jan". Die Beschlagnahmung könne auf einem Verwaltungsfehler beruhen. Das Schiff war am Vortag beschlagnahmt worden, weil es angeblich ohne Lizenz in französischen Hoheitsgewässern gefischt hatte. Juliette Hatchman, Geschäftsführerin des Verbandes, sagte Reuters

"Das wird derzeit untersucht, um zu verstehen, warum das passiert ist, denn ich habe den Eindruck, dass sie die richtige Lizenz haben." 

Der Vorfall ereignete sich inmitten von Streitigkeiten zwischen dem Vereinigten Königreich und Frankreich nach dem Austritt Londons aus der EU über den Zugang zu Fischgründen. Offenbar verärgert über die Weigerung britischer Behörden, französischen Fischern die volle Anzahl an Lizenzen für die Tätigkeit in britischen Gewässern zu erteilen, warnte Frankreich am Mittwoch vor Vergeltungsmaßnahmen, wenn es in dieser Angelegenheit keine Fortschritte gibt.

Die französische Regierung kündigte insbesondere an, dass sie ab dem 2. November zusätzliche Zollkontrollen für britische Waren, die nach Frankreich eingeführt werden sollen, einführen und zusätzliche Sanktionen in Erwägung ziehen werde.

Das Vereinigte Königreich bezeichnete die französischen Warnungen als "enttäuschend und unverhältnismäßig" und erklärte, sie seien "nicht das, was wir von einem engen Verbündeten und Partner erwarten würden".

Während der Streit um Fischereirechte zwischen London und Paris weiter eskaliert, warfen französische Regierungsvertreter Großbritannien vor, seine Verpflichtungen nach dem Brexit nicht einzuhalten, da das britische Umweltministerium von 47 Anträgen nur zwölf Lizenzen an französische Fischer vergeben hatte. Laut London ist diese Entscheidung jedoch "vernünftig" und steht im Einklang mit dem Post-Brexit-Abkommen mit der EU.

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