Der Streit zwischen Großbritannien und Frankreich über die Fischerei-Rechte im Ärmelkanal nach dem Brexit dauert an. Am Mittwoch erklärte der französische Regierungssprecher Gabriel Attal, dass nach dem Brexit nur 50 Prozent der Fischerei-Lizenzen erteilt worden wären, die es französischen Trawlern erlauben würden, in britischen Hoheitsgewässern zu fischen, nach dem Brexit erteilt worden seien.
Der Sprecher drohte, dass die Regierung in Paris eine Liste von Sanktionen ausarbeiten werde, die gegen das Vereinigte Königreich eingesetzt werden könnten, falls die britische Regierung das aktuelle Problem nicht löst. Die Vergeltungsmaßnahmen könnten laut Attal bereits am 1. November in Kraft treten, wenn keine ausreichenden Fortschritte erzielt werden.
Frankreichs Europa-Staatssekretär Clément Beaune wiederholte die Äußerungen von Attal und erklärte, dass Frankreich im Rahmen der Sanktionen die Grenzkontrollen für Waren aus Großbritannien verstärken könne. Er fügte hinzu:
"Wir sind sehr geduldig gewesen."
Frankreichs Ziel sei es nicht, diese Maßnahmen zu verhängen, "sondern die Lizenzen zu erhalten", so Beaune weiter. Er fügte hinzu, dass auch eine Unterbrechung von Stromlieferungen an Großbritannien eine der Maßnahmen sein könne.
Französische Fischer hatten bereits damit gedroht, selbst Maßnahmen zu ergreifen, um Großbritannien und die selbstverwaltete britische Inselgruppe Jersey zu zwingen, mehr Lizenzen zu vergeben. Die Fischer haben angekündigt, sie würden den Hafen von Calais und die Eisenbahnverbindung zum Ärmelkanal-Tunnel blockieren, wenn sich nichts ändert.
Aus London verlautete, man hätte einen "vernünftigen Ansatz" bei der Erteilung von Lizenzen verfolgt und bis Ende September rund 1.700 Genehmigungen für EU-Schiffe zum Fischen in der exklusiven Wirtschaftszone Großbritanniens erteilt. Für das Gebiet näher an der britischen Küste wurde jedoch eine geringere Anzahl von Lizenzen vergeben. London erklärt diesbezüglich, dass EU-Schiffe einen Nachweis über ihre Fangtätigkeit in diesen Gewässern erbringen müssen, bevor sie eine Lizenz für den Fischfang in der Zone zwischen 6 und 12 Seemeilen erhalten.
Vor dem Brexit wurden die Gewässer und die Fischerei des Vereinigten Königreichs von der EU kontrolliert. Die Reduzierung der Zahl europäischer Fischereifahrzeuge in britischen Gewässern war ein wichtiger Bestandteil der Brexit-Initiative.
Andere plädieren gar dafür, die europäischen Boote fernzuhalten, damit sich die Fischbestände nach Jahrzehnten der Überfischung erholen können. Oceana, eine gemeinnützige Organisation, hat berichtet, dass sechs der zehn wirtschaftlich wichtigsten Fischbestände für das Vereinigte Königreich überfischt sind oder ihre Bestandsbiomasse ein kritisches Niveau erreicht hat.
Mehr zum Thema - Die eigentliche Post-Brexit-Katastrophe: Lohnerhöhungen in Großbritannien!