Russland hat die Verantwortung für den starken Anstieg der Gaspreise kategorisch zurückgewiesen und das Augenmerk auf die Klimapolitik in der EU gerichtet. Der russische Regierungssprecher Dmitri Peskow unterstrich am Mittwoch:
"Wir bestehen darauf, dass Russland keine Rolle dabei spielt, was auf dem Gasmarkt in Europa vor sich geht."
Zuletzt waren immer wieder unbelegte Anschuldigungen und Verschwörungstheorien laut geworden, wonach Moskau für den Anstieg der Gaspreise verantwortlich sei.
So wusste etwa der Co-Vorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, Robert Habeck, davon zu berichten, dass die russische Regierung versuche Deutschland zu erpressen. Es dürfe keine falsche Energiepolitik betrieben werden, forderte Habeck in der Polittalk-Sendung "Anne Will":
"Zu was das führen kann, sehen wir gerade bei den Gaspreisen, weil jetzt Russland mit Nordstream 2 versucht, uns zu erpressen."
Seine Parteikollegin und ehemalige Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock blies ins gleiche Horn und mutmaßte Ende September, Russland wolle mit der Manipulation der Gaspreise eine schnellere Inbetriebnahme von Nord Stream 2 erzwingen.
Die Bild-Zeitung sprach von "Putins kalter Erpressung", die Wirtschaftswoche von "Moskaus Gas-Monopoly" und das Handelsblatt wusste schon Anfang August: "Gazprom schraubt Gaspreise für Europa in die Höhe". Auch auf EU-Ebene wurden entsprechende Vorwürfe laut. Diese wies Peskow nun kategorisch zurück:
"Nur Nicht-Profis, Leute, die das Wesen der Vorgänge nicht verstehen, können hier Russland in diesem Zusammenhang erwähnen."
Der Pressesprecher des russischen Präsidenten wies vielmehr darauf hin, dass in der EU einige Faktoren zusammenkämen, die Einfluss hätten auf die Energiepreise. So sei einerseits der Energiebedarf nach dem Ende der Einschränkungen in der Corona-Pandemie wieder hoch, die Wirtschaft nehme an Fahrt auf, sagte Peskow. Andererseits setze die EU auf erneuerbare Energien, die – wie im Fall der Windenergie – unberechenbar seien. So hätten etwa Windenergieanlagen zuletzt nicht die erwartete Leistung gebracht.
"Das hängt auch einfach mit den Klimaveränderungen zusammen – es gibt dort Windstillen, und dann entsteht wenig Energie aus der Windkraft."
Nach russischen Angaben musste in der Folge auf Gasreserven zurückgegriffen werden, weshalb die Speicher weniger gut gefüllt seien als sonst. Die russische Seite erfülle alle Verträge, betonte Peskow. Die Lieferungen lägen schon jetzt im Rekordbereich. Russland warnt immer wieder davor, sich zu sehr auf erneuerbare Energien zu verlassen. Auf dem Territorium der Gas- und Ölgroßmacht liegt der Marktanteil der erneuerbaren Energien bei gerade einmal einem Prozent.
Zudem sei Gazprom bereit, mit Kunden neue langfristige Verträge abzuschließen, hieß es. Gazprom und der Kreml hatten auch erklärt, dass eine rasche Inbetriebnahme der fertigen Gaspipeline Nord Stream 2 dabei helfen könne, den Erdgaspreis zu senken. Zuletzt hatte auch der russische Präsident Wladimir Putin angesichts der Unsicherheiten auf dem europäischen Energiemarkt das Wort ergriffen. Ihm zufolge herrsche aktuell "Hysterie und eine Art Wirrnis auf dem Markt."
"Warum? Ja, weil alle die Lage nicht ernst nehmen: Einige spekulieren mit den Problemen des Klimawandels, andere unterschätzen diese, und wieder andere kürzen die Investitionen in die Rohstoffindustrie."
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