Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) hat die Chefredakteurin der Nachrichtenagentur Rossija Sewodnja, der Dachgesellschaft der RT-Familie, Margarita Simonjan für ihre Drohungen gegen deutsche Medien scharf kritisiert. Simonjan hatte die Löschung der RT-DE-Kanäle durch Youtube auf ihrem Telegram-Kanal als "Medienkrieg des deutschen Staates gegen den russischen Staat" bezeichnet. Als Erwiderung forderte sie Restriktionen gegen die deutschen Medien in Russland.
"Sie wünschte sich, dass Russland deutsche Medien verbieten sowie die Büros von ARD und ZDF schließen würde", zitierte der DJV-Bundesvorsitzende Frank Überall aus einer Tagesschau-Meldung und machte deutlich:
"Dieser Vorstoß der RT-Chefredakteurin ist eine unverhohlene Drohung gegen deutsche Medien sowie Journalistinnen und Journalisten in Russland."
Er könne sich nicht vorstellen, dass Simonjan das ohne Zustimmung der russischen Behörden in Umlauf gebracht hat. "Sollten tatsächlich Büros von deutschen Medien in Russland geschlossen werden, wäre das eine deutliche Eskalation. Das kann niemand wollen."
Die RT-Chefredakteurin nahm die Unterstellung mit Humor, sie habe ihren "Vorstoß" mit der Regierungsstellen abgestimmt. Es sei amüsant, wie diese freiheitsliebende Menschen jedes Mal überzeugt seien, dass sie sich nicht ohne die Zustimmung der russischen Behörden habe äußern könne. Simonjan machte auf ihrem Telegram-Kanal klar:
"Liebe Bürger! Keine meiner harschen Äußerungen – von der Forderung nach der Rückkehr des Donbass (zu Russland) bis zur Forderung nach der Schließung der Deutschen Welle – stimme ich mit irgendjemandem außer meinem eigenen Gewissen ab."
"Seid neidisch", schloss die Medienmanagerin im Umkehrschluss und zitierte wieder den DJV.
"Das Wirken von RT hat mit seriösem Journalismus nichts zu tun", so DJV-Vorsitzender Überall. "Dieser Kanal verbreitet Desinformation und russische Propaganda.
"Die Löschung durch Youtube war längst überfällig. Aber von einem Medienkrieg zu sprechen, ist absurd. Hier braucht es dringend rhetorische Abrüstung von russischer Seite." Zudem sei ohnehin nicht zu erklären, was die Entscheidung des US-Konzerns mit Deutschland zu tun habe.
Das russische Außenministerium nannte die Löschung eine "offensichtliche Manifestation von Zensur und Unterdrückung der Meinungsfreiheit". Vertreter der Staatsduma wiesen darauf hin, dass der Auslandssender Deutsche Welle in der Vergangenheit gegen russische Gesetze verstoßen habe. Die Sprecherin des Außenministeriums Maria Sacharowa wandte sich in ihrer jüngsten Stellungnahme mit der rhetorischen Frage an Regierungssprecher Steffen Seibert, ob er bereit sei, die Tätigkeit der deutschsprachigen RT-Version in Deutschland zu fördern, um ein "gutes Verhältnis zur Pressefreiheit" unter Beweis zu stellen.
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