Parlamentswahl auf Island: Die meisten weiblichen Abgeordneten in Europa

In einer Regierungskoalition von drei Partnern hat die Partei Links-Grüne Bewegung von Ministerpräsidentin Katrín Jakobsdóttir bei der Wahl zu einem neuen Parlament Stimmen verloren. Dennoch könnte Jakobsdóttir im Amt bleiben. Das Parlament hat im europäischen Vergleich die meisten weiblichen Abgeordneten.

In Island wurde am Samstag ein neues Parlament gewählt. Die Regierungskoaltion von Ministerpräsidentin Katrín Jakobsdóttir erhielt nach vorläufigen Ergebnissen 37 der 63 Parlamentssitze und behält damit ihre Mehrheit. Das Kräfteverhältnis der drei Regierungsparteien verschiebt sich deutlich.

Die Partei Links-Grüne Bewegung von Jakobsdóttir errang nur noch 12,6 Prozent der Stimmen; bei der Wahl vor vier Jahren waren es 16,9 Prozent. Stärkste Partei blieb mit 24,4 Prozent die konservative Unabhängigkeitspartei des Finanzministers und Ex-Regierungschefs Bjarni Benediktsson. Der dritte Partner, die bäuerlich-liberale Fortschrittspartei, kam auf 17,3 Prozent und gewann fünf Sitze im isländischen Parlament Althing hinzu.

Wie schon das alte Parlament hat auch das neue den höchsten Frauenanteil in Europa. Am Sonntagmorgen ergaben die ersten Zahlen sogar eine Mehrheit von Frauen gegenüber Männern. Dieses Ergebnis musste nach einer Neuauszählung im Nordwesten des Landes jedoch korrigiert werden: Im neuen Althing werden 30 Frauen vertreten sein. 

Vor der Wahl deuteten Umfragen auf ein knappes Ergebnis hin. Nach Einschätzung von Politikwissenschaftlern könnte Katrín Jakobsdóttir Regierungschefin bleiben. "Sie ist sehr populär als Ministerpräsidentin, selbst bei Leuten, die nicht für ihre Partei stimmen", sagte Eva Heida Önnudóttir von der Universität von Island in Reykjavík. Für Ólafur Thórdur Hardarson, ebenfalls Professor an der Universität von Island, sieht es eher so aus, dass eine künftige Regierung aus vier oder gar fünf Parteien im Mitte-Links-Spektrum gebildet werden könnte.

Island hatte vor der letzten Parlamentswahl 2017 mit mehreren politischen Skandalen zu kämpfen. In den vergangenen vier Jahren kehrte Ruhe und Stabilität ein. Die Corona-Krise meisterte das Land mit rund 360.000 Einwohnern im europäischen Vergleich sehr gut.

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(dpa/rt)