Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat seine Absicht bekräftigt, zusätzliche russische Raketenabwehrsysteme vom Typ S-400 zu kaufen. "In Zukunft wird sich niemand mehr einmischen können, welche Verteidigungssysteme wir kaufen, von welchem Land und in welcher Höhe", sagte Erdoğan am Freitag in einem Interview mit dem US-Nachrichtennetzwerk CBS.
"Niemand kann sich da einmischen. Wir sind die Einzigen, die solche Entscheidungen treffen."
Die Türkei war das erste NATO-Land, das das S-400-System von Russland kaufte. Der türkische Präsident begründete seine Pläne mit der Weigerung der USA, seiner Regierung das US-Patriot-System zu verkaufen.
"Wer wird die Risiken in Bezug auf unsere Sicherheit teilen? Wie werden wir in Anbetracht der Sicherheitsrisiken die erforderlichen Maßnahmen ergreifen? Werden wir Lieferungen von Verteidigungssystemen von Ländern erwarten, die sie uns nicht geben?"
Erdoğan bestätigte, dass er sich Ende des Monats mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin treffen will. Zum Thema Syrien sagte der türkische Präsident, dass er es vorziehen würde, wenn die USA ihre verbleibenden 900 Truppen aus dem Nachbarland abzögen.
USA reagierten auf türkischen Kauf von S-400 mit Sanktionen
Den ersten Kaufvertrag für vier vollständige S-400-Batterien einschließlich Trägerraketen, Kommando- und Logistikfahrzeugen im Wert von 2,5 Milliarden Dollar hatten die Türkei und Russland Ende 2017 unterzeichnet. Die Lieferung wurde 2019 begonnen und ist mittlerweile abgeschlossen.
Die USA unter Präsident Donald Trump reagierten auf den Kauf damit, dass sie den Verkauf weiterer F-35-Jagdflugzeuge an den NATO-Partner Türkei stornierten. Die US-Regierung begründete ihren Schritt damit, dass das S-400-System Informationen über die F-35-Flugzeuge sammeln und dadurch möglicherweise deren Tarnkappenvorteile ausschalten könnte.
Darüber hinaus verhängte Washington Sanktionen gegen den türkischen Verteidigungssektor und drohte mit zusätzlichen Strafen für den Fall, dass Ankara weitere russische Waffensystem kauft.
Mehr zum Thema - Libyen-Konflikt: Warum wendet sich die Türkei der Familie von Gaddafi zu?