Coronavirus-Politik in Schweden: Ungeimpfte sollen sich freiwillig einschränken

Ende September wird Schweden die Coronavirus-Restriktionen aufheben. Die meisten Maßnahmen setzten auf die Freiwilligkeit der Bürger. Auch die 12- bis 15-Jährigen sollen Anfang November geimpft werden. Ungeimpfte sollen sich freiwillig einschränken.

In Schweden hat die Gesundheitsbehörde lange gezögert, eine Empfehlung für die Impfung mit einem der genehmigten Coronavirus-Vakzine für Minderjährige auszugeben. Jetzt wurde entschieden, dass die Vorteile des Vakzins gegenüber den Nachteilen überwiegen. 

Der schwedische Premierminister Stefan Löfven kündigte vergangene Woche an, dass es ab November Impfungen für die Altersgruppe der 12- bis 15-Jährigen geben wird. Bei einem gemeinsamen Pressetermin mit der Sozialministerin Lena Hallengren, der Bildungsministerin Anna Ekström und dem Generaldirektor der Gesundheitsbehörde Johan Carlson erklärte Löfven: 

"Wir tun dies den Kindern zuliebe, es verringert das Risiko schwerer Erkrankungen und damit auch das Risiko, in der Schule viel zu verpassen."

Wie den Erwachsenen werde man den Kindern zwei Impfdosen verabreichen. Carlson erklärte, dass auch jüngere Menschen dem Risiko einer schweren Erkrankung und langfristiger Symptome ausgesetzt seien. Daher habe sich die Gesundheitsbehörde dazu entschieden, das Impfalter herabzusetzen. Die Impfungen könnten auch in den Schulen verabreicht werden. 

In den sozialen Medien wird kritisiert, dass die Entscheidung zu spät kommt. Gerade in dieser Altersgruppe verbreite sich das Virus rasant. Man hätte impfen sollen, bevor die Kinder aus den Schulferien zurück in die Klassenräume gekommen sind. 

Löfven ermahnte, dass Ungeimpfte weiterhin Abstand zu anderen halten sollten. Er betonte, dass alle das Impfangebot wahrnehmen sollten. Erst dann könne man zu einem normalen Leben zurückkehren. 

Eine Maskenpflicht gab es in Schweden nicht. Nur Oberstufenklassen und Universitäten schalteten zeitweise auf den Online-Unterricht um. Im öffentlichen Nahverkehr gab es während der Stoßzeiten die Empfehlung, eine Maske zu tragen. Die Gesundheitsbehörde hatte die Masken-Politik immer wieder kritisiert und verwies auf die USA. Dort habe dies zu einem falschen Sicherheitsgefühl geführt. Abstandhalten sei die beste Maßnahme. Auch die Schulbehörde stemmte sich gegen eine Maskenpflicht an den Schulen. Bei Kindern und Jugendlichen wäre die Gefahr einer falschen Handhabe zu groß. 

Die restriktiven Maßnahmen der Politik hielten sich in Grenzen. Der Alkoholausschank wurde am Abend zeitlich begrenzt, um Zusammenkünfte von Gruppen in Restaurants und Bars unattraktiv zu machen, die Personenzahl an Tischen eingeschränkt, Veranstaltungen abgesagt. Die Menschen folgten weitestgehend der Empfehlung ihrer Regierung, sich nicht im Privaten zu treffen und ihre sozialen Kontakte weitestgehend einzuschränken. 

Rund 63 Prozent der schwedischen Bevölkerung sind mittlerweile vollständig gegen das Coronavirus geimpft. Mindestens eine Impfdosis erhalten haben fast 70 Prozent. Per App lässt sich rund zwei Wochen nach der Impfung der Impfnachweis herunterladen. Dieser dient aber bislang nur den Auslandsreisen. Im Inland findet er keinen Einsatz. 

Nicht-Geimpfte sollen sich freiwillig isolieren 

Ende des Monats werden die meisten Restriktionen in Schweden aufgehoben. Die Gesundheitsbehörde und die Regierung mahnten die Bürger regelmäßig, den Empfehlungen der Regierung zur Eindämmung der Pandemie Folge zu leisten. 

Was bleibt, ist die Empfehlung für alle in Schweden lebenden Personen, dass sie sich bei Symptomen, die auf eine COVID-19-Erkrankung hinweisen, zu Hause bleiben und sich testen lassen. Dies gilt, ungeachtet, ob es sich um eine geimpfte oder nicht geimpfte Person handelt.

Carlson sagte im Bezug auf Nicht-Geimpfte: 

"Dies heißt in der Praxis, dass nicht geimpfte Personen nicht an großen Veranstaltungen wie Theateraufführungen, Konzerten und Sportveranstaltungen teilnehmen sollten. Es ist genauso unvernünftig, in Bars oder zum Tanzen zu gehen (wenn man nicht geimpft ist)." 

Hierbei handelt es sich jedoch nur um eine Empfehlung. Der Nachweis einer Impfung muss nicht erbracht werden. Man gehe davon aus, dass Nicht-Geimpfte Verantwortung übernehmen, so Carlsen. 

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