Österreichs Kanzler Sebastian Kurz warnt eindringlich vor einer möglichen rot-grün-roten Koalition nach der Bundestagswahl. "Österreich ist wirtschaftlich eng verzahnt mit Deutschland, Deutschland ist die Wirtschaftslokomotive in der Europäischen Union", sagte Kurz im Interview mit der Welt.
"Wenn es zu einer Linksregierung in Deutschland kommt, dann ist das ein massives Problem nicht nur in Deutschland und für Deutschland, sondern dann ist das ein massives Problem für den Wirtschaftsstandort in Europa."
Ratschläge aus Österreich bräuchten CDU und CSU im Wahlkampf nicht, sagte Kurz. Auch die Umfragen sorgten ihn nicht, weil es am Ende oft ein anderes Wahlergebnis gebe, als prognostiziert. "Lange habe ich gelesen, die Grünen werden gewinnen, jetzt lese ich, die SPD wird gewinnen, am Ende entscheidet der Wähler und nicht die Umfrageinstitute", sagte Kurz.
"Man sollte nicht zu viel auf die Umfragen schauen – das habe ich gelernt"
Sebastian Kurz betonte, dass die Unionen Schwesterparteien der ÖVP seien und er deren Kanzlerkandidaten Armin Laschet schätze. "Er hat sehr erfolgreich bisher das größte deutsche Bundesland gelenkt und geleitet. Er ist ein überzeugter Europäer, jemand, mit dem wir immer gut zusammenarbeiten durften. Ich bin überzeugt davon, dass er der Richtige ist, um Deutschland in den nächsten Jahren zu führen."
Umfragen: SPD weiter vorn
Zweieinhalb Wochen vor der Bundestagswahl kommt die SPD in einer Umfrage auf 25 Prozent vor der Union mit 21 Prozent der Stimmen. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Befragung des Meinungsforschungsinstituts Kantar im Auftrag des Magazins Focus, die am Donnerstag veröffentlicht wurde. Bei Sozialdemokraten und CDU/CSU gab es keine Veränderung zur Vorwoche.
Die Grünen kommen demnach auf 17 Prozent (minus 2 Punkte), FDP und AfD auf je 12 Prozent (jeweils plus 1) und die Linkspartei auf 6 Prozent (minus 1). Die Befragung entspricht damit dem Trend in Umfragen anderer Institute, die derzeit ebenfalls die SPD vorn sehen, die Union auf Platz zwei und die Grünen auf Platz drei.
Grundsätzlich spiegeln Wahlumfragen nur das Meinungsbild zum Zeitpunkt der Befragung wider und sind keine Prognosen für den Wahlausgang. Sie sind außerdem immer mit Unsicherheiten behaftet. Unter anderem erschweren nachlassende Parteibindungen und immer kurzfristigere Wahlentscheidungen den Meinungsforschungsinstituten die Gewichtung der erhobenen Daten.
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