Für alle, die gegen das Coronavirus geimpft sind, sei die COVID-19-Pandemie praktisch vorbei. Dies lässt sich zumindest aus den Worten des österreichischen Bundeskanzlers Sebastian Kurz herauslesen. Der ÖVP-Politiker war am Montagabend Gast in einer Sendung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ORF und sprach unter anderem über den kommenden Herbst und mögliche Maßnahmen wegen steigender Corona-Zahlen im Land und dem zugleich auch startenden neuen Schuljahr.
Bereits vor der Sendung kamen Medienberichte auf, wonach es in Österreich künftig keinen weiteren flächendeckenden Lockdown geben soll. Laut einem Bericht des ORF sei in einem sogenannten Fünfpunkteplan aus dem Kanzleramt, in dem das weitere Vorgehen und der Umgang mit der Pandemie im Herbst im Fokus stehen, vorgesehen, dass Maßnahmen, die notfalls verhängt werden müssten, nur für Ungeimpfte gelten sollen.
Auch im Gespräch mit der Journalistin Lou Lorenz-Dittlbacher in der Sendung schloss Kurz unter anderem einen weiteren Lockdown für Geimpfte aus. "Die Zeit der Lockdowns muss vorbei sein", so Kurz, der zugleich dabei auf die Impfung verwies.
"Es wird sicherlich keine Lockdowns mehr geben für geimpfte Menschen."
Wenn es ein Impfangebot gibt und sich Menschen dennoch nicht impfen lassen, werde es "keine Einschränkungen für die, die geimpft sind" geben, sondern für "die, die noch nicht geimpft sind", erklärte Kurz.
Kurz sieht die Pandemie für Geimpfte "überstanden"
Die nächste Welle werde "vor allem eine Belastung für die Ungeimpften", führte der 35-Jährige in der Sendung an. Er sehe es "schon so, dass für Geimpfte die Pandemie überstanden ist", so Kurz weiter. Trotzdem sprach er sich weiterhin gegen eine generelle Impfpflicht aus. Doch zugleich verwies er nochmals darauf, dass jene ohne das Vakzin mit erheblichen Einschränkungen in naher Zukunft konfrontiert sein könnten.
Im Fall der Überlastung des Gesundheitssystems wird man laut dem ÖVP-Politiker reagieren. Man werde darauf setzen, in Bereichen, wo viele Menschen aufeinander treffen, die auch ungeimpft sind, "aktiv" zu werden, so Kurz. Konkret heißt das, dass etwa dann nur den Ungeimpften der Zugang zum Beispiel zur Nachtgastronomie und Großveranstaltungen verwehrt bleibt.
Laut dem 35-Jährigen wird die Gesellschaft noch lange mit dem Virus zu tun haben. Es werde "nicht verschwinden", so Kurz. Das Virus werde es "in zehn Jahren noch geben". Die Impfung sei darauf die "beste Antwort", so der ÖVP-Politiker. Doch sei es laut Kurz generell schwierig, den weiteren Verlauf der Pandemie vorherzusagen. Er betonte:
"Was mich aus dem Gleichgewicht bringen würde, wäre, wenn es eine Variante gäbe, die von der Impfung nicht abgedeckt ist. Oder wenn wir erleben würden, dass es massenhaft Impfdurchbrüche gäbe."
Den Aussagen des österreichischen Kanzlers zufolge soll in der Alpenrepublik künftig nicht die sogenannte 7-Tage-Inzidenz ausschlaggebend für neue Maßnahmen sein, sondern die Bettenbelegung auf den Intensivstationen. Vor allem beim Thema Schule betonte der österreichische Kanzler, dass man alles tun müsse, um den Unterricht vor Ort, in der Klasse, zu ermöglichen. In dem Fünfpunkteplan ist etwa vorgesehen, dass flächendeckend und intensiv durchgeführte Corona-Tests das Homeschooling verhindern sollen.
Am Mittwoch soll es in Wien im Kanzleramt einen Maßnahmengipfel mit Vertretern aller Bundesländer geben. Laut Medienberichten sollen bei diesem Treffen etwa die sogenannte 1-G-Regel – nur Geimpfte würden Zugang zu bestimmten Bereichen haben – oder die Rückkehr zur FFP2-Maskenpflicht besprochen werden.
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