Filmaufnahmen zeigen polnische Grenzschützer und Soldaten dabei, wie sie eine Gruppe Migranten an der Grenze zu Weißrussland nahe dem Ort Usnarz Górny festhalten. Verschiedenen Aussagen zufolge versuchen sie, die Migranten zu zwingen, über die Grenze nach Weißrussland zu gehen. Die Migranten geben an, die polnischen Ordnungskräfte hätten sie an die weißrussische Grenze gebracht.
Seit zehn Tagen an der weißrussischen Grenze
Die meisten der Migranten kommen aus Afghanistan. Sie wollen über Polen in andere EU-Staaten einreisen, viele wollen nach Deutschland.
"Wir kommen alle aus Afghanistan und wissen, dass wir uns jetzt in einer sehr schwierigen Situation befinden. Durch den Krieg in Afghanistan haben wir meine Familie und alles verloren", erklärt einer der Migranten.
"Jetzt können wir nach […] Polen und nach Deutschland kommen. Denn in Afghanistan [herrscht] Krieg. Wir können nicht bleiben."
Unklar ist, wie die Migranten nach Polen und an die weißrussische Grenze gekommen sind. Nach Aussagen der Migranten selbst hätten polnische Grenzschützer sie aus der Stadt an die Grenze gebracht und versuchten nun, sie zum Überqueren der Grenze nach Weißrussland zu nötigen.
"Wir sind seit zehn Tagen hier, um Polen zu durchqueren und nach Europa zu gelangen. Sie holten uns aus der Stadt, aus dem Zentrum, und brachten uns an die Grenze", erläutert ein anderer Afghane.
"Wir waren nicht hier, wir wurden nicht an irgendeiner Grenze gefangengenommen oder so. Sie haben uns mitgenommen und an die Grenze gebracht und uns gezwungen, in dieses Land zu gehen. Aber wir wollen zurück – wir wollen nach Europa."
Hintergrund: Beziehungen zwischen Weißrussland und EU
Die Situation der afghanischen Migranten an der Grenze zwischen Weißrussland und Polen ist auch vor dem Hintergrund der Beziehungen zwischen Weißrussland und der Europäischen Union zu sehen. Der polnische Premierminister Mateusz Morawiecki hatte bereits angekündigt, scharf gegen Migranten vorzugehen, die illegal über Weißrussland nach Polen einzureisen versuchen.
Die EU wirft Weißrussland vor, Migranten als politisches Druckmittel zu nutzen, also gezielt Migranten in Richtung der EU-Außengrenzen durchzulassen, anstatt diese aufzuhalten. Dies wiederum ist eng verknüpft mit den seitens der EU gegen Weißrussland verhängten Sanktionen, die nach einem Zwischenfall mit einer Ryanair-Maschine in Minsk noch einmal verschärft wurden. Die EU beschuldigt Weißrussland in diesem Fall der Luftpiraterie. Die weißrussische Regierung bestreitet die Vorwürfe.
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