Die weißrussische Leichtathletin Kristina Timanowskaja hat am Donnerstag angekündigt, sich um die polnische Staatsangehörigkeit zu bemühen. Sie habe beschlossen, in Polen zu bleiben und auch für das Land als Sportlerin anzutreten, sagte die 24-Jährige dem russischen Sender RBC in einem Interview, das am Mittwoch ausgestrahlt wurde.
Sie fühle sich in Polen zusammen mit ihrem Ehemann sicher, könne aber den genauen Aufenthaltsort nicht nennen, da sie unter besonderem Schutz stehe. Das polnische Außenministerium halte dies für angebracht. Die Sprinterin wurde in diesem Monat mit einem humanitären Visum von Warschau aufgenommen, nachdem es zu einem Streit mit der weißrussischen Olympiamannschaft gekommen war. Timanowskaja war nach eigenen Angaben von dem weißrussischen Trainer Moissewitsch und dem Kollegen Schumak, dem stellvertretenden Leiter des nationalen Trainingszentrums, unter Druck gesetzt worden. Die beiden Sportfunktionäre wurden vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) von den Olympischen Spielen in Tokio ausgeschlossen.
Nach den Olympischen Spielen hatte sie am 15. August an einem Wettbewerb in Szczecin unter der weißrussischen Flagge teilgenommen. Die Sportlerin erklärte, dass sie noch immer weißrussische Bürgerin sei, eine Teilnahme unter neutraler Flagge wäre nur mit einer Sondererlaubnis möglich gewesen.
Um künftig für die polnische Mannschaft antreten zu können, wäre in der Regel eine Wechsel-Prozedur erforderlich, die drei Jahre dauert, so die Sportlerin.
"Aber wir werden darum bitten, dass sie für mich gekürzt wird, weil die Situation nicht sehr eindeutig ist. Wir hatten nicht vor, unsere sportliche Nationalität zu wechseln, aber die Situation war so, dass es eine Zwangsmaßnahme war. Ich habe mich entschieden, in Polen zu bleiben und für die polnische Nationalmannschaft anzutreten", so Timanowskaja.
Die Sportlerin erklärte im Interview auch, dass eine Rückkehr in ihre Heimat Weißrussland für sie nicht ausgeschlossen sei, selbst wenn sie unter polnischer Flagge antrete:
"Auch wenn ich für die polnische Nationalmannschaft laufe, hindert mich das nicht daran, zu meinen Eltern nach Hause zu kommen, sie zu treffen und meine Lieblingsorte in Minsk aufzusuchen. Wenn ich meine Sportnationalität wechsle, werde ich Polen vertreten, aber Weißrussland ist immer noch meine Heimat, ich werde immer wieder dorthin zurückkehren."
In Polen hat die weißrussische Athletin ein Stipendium erhalten, das ihr nach eigenen Angaben einen Neustart ermöglicht. Die derzeitige Unterkunft wird vom polnischen Außenministerium gestellt. Ihre Zukunft sehe sie jedoch ausschließlich im Sport, nicht in der Politik, bekräftigte Timanowskaja.
Polens Vize-Außenminister Marcin Przydacz begrüßte die Ankündigung der weißrussischen Sportlerin und schrieb auf Twitter:
"Wir freuen uns und gratulieren zu der Entscheidung. Polen ist das großartigste Land der Welt."
Er hoffe, dass es eines Tages auch in Belarus Bedingungen geben wird, unter denen jeder Belarusse sein Leben sicher und im Geiste der Freiheit verfolgen kann, schrieb Przydacz weiter.
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