Die ukrainische Polizei untersucht die Umstände der Ausschreitungen, die sich am Samstag in Kiew vor dem Büro des ukrainischen Präsidenten Wladimir Selenskij ereignet haben. Nach Angaben der Behörden wurden bei den Zusammenstößen zwischen ukrainischen Nationalisten und Polizeikräften sieben Ordnungshüter und ein Armeeangehöriger verletzt.
Am Rande der Protestdemo kam auch ein Reporter zu Schaden. Der Journalist des Online-Nachrichtenportals Bukwa wurde während der Kundgebung von einem maskierten Mann bedroht und aufgefordert, den Ort der Ereignisse zu verlassen. Kaum hatte sich Alexander Kruschelny von der Protestaktion zurückgezogen, holte ihn ein junger Mann ein und forderte den Fotoreporter auf, alle Aufnahmen zu löschen. Kruschelny wurde daraufhin von mehreren Protestlern eingekreist. Sie warfen ihm linke Ansichten vor. Obwohl sich der Journalist als Pressemitarbeiter ausgewiesen hatte, schlugen die Unbekannten auf ihn ein. Der Reporter erlitt zahlreiche Schnitte, Schürfwunden und Quetschungen. Erst als andere Journalisten auf die Schlägerei aufmerksam wurden, ließen die Angreifer Kruschelny los. Auch wegen dieser Attacke leitete die ukrainische Polizei eine Untersuchung ein.
An den Protesten vor dem Präsidentenbüro in der ukrainischen Hauptstadt hatten sich Mitglieder der Partei Nationalkorps beteiligt, die auf der Grundlage des im Osten der Ukraine kämpfenden nationalistischen Bataillons Asow gegründet worden war. Während der Kundgebung versuchten die Protestler, in das Verwaltungsgebäude einzudringen. Dabei kam es zu Zusammenstößen mit der Polizei. Die Beamten wurden mit Gas, Böllern und Pflastersteinen angegriffen. Die Demonstranten zündeten außerdem Autoreifen an.
Später zogen die Teilnehmer der Protestaktion zu einem Wohnhaus weiter, in dem sich nach ihren Angaben die Wohnung von Präsident Selenskij befinden soll. Dort zündeten sie bengalische Feuer an. Somit protestierten sie gegen die amtierende Regierung der Ukraine. Sie forderten die Behörden auf, auf die Umsetzung der sogenannten Steinmeier-Formel zur Lösung des Donbass-Konfliktes zu verzichten, weiterhin kein Wasser auf die Schwarzmeer-Halbinsel Krim zu liefern und den Kämpfern im Osten des Landes das Recht zu geben, sich selbst im Donbass zu verteidigen. Die Partei Nationalkorps warf Präsident Selenskij außerdem "politische Repressionen" gegen ihre Mitglieder vor, nachdem mehrere Parteiaktivisten wegen Gelderpressung von Unternehmern verhaftet worden waren.
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