Der Europäische Gewerkschaftsbund (EGB) veröffentlichte eine Studie, die die wachsende Ungleichheit innerhalb der Europäischen Union daran deutlich macht, wie viele Bürger sich keinen Urlaub leisten können. Daten von Eurostat dienten als Basis für die Studie.
Das Ergebnis war ernüchternd: Insgesamt 28 Prozent der EU-Bürger, die 16 Jahre und älter sind, verfügen nicht über die notwendigen finanziellen Mittel, um in Urlaub zu fahren. Besonders betroffen sind die Menschen in Griechenland, gefolgt von Rumänien, Kroatien und Zypern. In Italien ist für sieben Millionen Menschen Urlaub ein unerschwingliches Luxusgut, in Deutschland liegt die Zahl bei 4,3 Millionen. Zwar werden Arbeitslose und Rentner mit in diese Zählung einbezogen, aber es sind auch Millionen Arbeitnehmer mit Niedriglöhnen betroffen.
In mindestens 16 Ländern der Europäischen Union sind Arbeitnehmer derzeit von Armut bedroht. Die Armutsgefährdung beginnt bei einem Einkommen von weniger als 60 Prozent des Medianeinkommens.
Die stellvertretende Generalsekretärin des EGB Esther Lynch sagte über das Resultat:
"Ein Urlaub sollte kein Luxus für ein paar wenige sein. Während viele Arbeiter verreisen und die Zeit mit Freunden und Familie genießen, kommen Millionen aufgrund niedriger Löhne zu kurz. Der Anstieg der Urlaubsungleichheit zeigt, dass die Vorteile des Wirtschaftswachstums in Europa in den letzten Jahren nicht gerecht verteilt wurden."
Zwar habe sich der Zugang zu Urlaubsreisen in den letzten zehn Jahren verbessert, aber für die "Mehrheit der einkommensschwachen Familien" bleibt eine Urlaubsreise eine Wunschvorstellung. Die EU will dem Problem mit Mindestlöhnen begegnen, die festlegen, dass ein Einkommen nie weniger als 60 Prozent des Durchschnittseinkommens betragen darf. Von dieser Änderung würden 24 Millionen Menschen innerhalb der EU profitieren. Verbindlich würden die neuen Richtlinien aber nur für 21 der 27 EU-Mitgliedsstaaten werden, die einen gesetzlichen Mindestlohn haben. In Schweden, Österreich, Zypern, Finnland, Italien und Dänemark gibt es keinen gesetzlichen Mindestlohn.
Mehr zum Thema - Superreiche konnten ihr Vermögen in der Corona-Krise bisher um mehr als 50 Prozent steigern