Grüner und tierfreundlicher soll die Landwirtschaft in der EU werden. Die Agrarminister der Mitgliedsstaaten haben am Montag einem Aktionsplan der EU-Kommission zur Stärkung der Biolandwirtschaft zugestimmt. Der Aktionsplan wurde im März dieses Jahres unter Leitung von Landwirtschaftskommissar Janusz Wojciechowski aufgestellt. Er sieht 23 Maßnahmen vor, die in erster Linie den Verbrauch von biologisch erzeugten Lebensmitteln fördern sollen.
Zentrale Zielstellung ist, den Anteil der biologischen Landwirtschaft an der gesamten Nutzfläche bis zum Jahr 2030 auf 25 Prozent zu erhöhen. Im Jahr 2019 lag er noch bei 8,5 Prozent, wie die EU-Kommission angibt. Drei Jahre zuvor wurden nach Angaben des österreichischen Landwirtschaftsministeriums gerade 6,7 Prozent der Flächen für Bio-Anbau genutzt.
Österreich ist auf dem Gebiet Spitzenreiter in der EU. Im Alpenland bewirtschafteten Bio-Betriebe schon 2016 etwa 22 Prozent der Flächen und 2019 bereits 25,3 Prozent. Auf den Plätzen folgen Estland (22,3), Schweden (20,4) sowie Italien und Tschechien (je 15,2) im Jahr 2019. Deutlich über zehn Prozent liegt der Anteil noch in Lettland, Finnland, Dänemark, Slowenien, der Slowakei und in Griechenland.
In Deutschland (und Frankreich) dagegen lag er bei nur 7,7 Prozent. Die Angaben der Bundesregierung weichen von denen der EU-Kommission ab: Danach bewirtschafteten in Deutschland Bio-Betriebe im Jahr 2019 bereits 9,7 und in 2020 gut zehn Prozent der Nutzfläche. Die Bundesregierung strebt bis zum Jahr 2030 einen Anteil von 20 Prozent an. Wie sie ihr Ziel mit dem der EU vereinbaren will, ließ sie am Montag offen. Es hieß, dass sich "zusätzliche Impulse" für den nationalen Plan ergeben würden.
Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) wird auf der Webseite ihres Ministeriums wie folgt zitiert: "Die Entscheidung, auf ökologischen Landbau umzustellen, trifft ja nicht die Politik, sondern der einzelne Landwirt. Wir setzen den politischen Rahmen, schaffen Anreize, um den Ökolandbau zu fördern." Und weiter: "Ich lehne es ab und halte nicht viel davon, den konventionellen und den ökologische Landbau (sic!) gegeneinander auszuspielen."
In ihrem Bemühen um eine Steigerung des Anteils der Biolandwirtschaft an der Produktion von Nahrungsmitteln setzt die EU-Kommission weitere Ziele. Sie will die Käfighaltung von Tieren verringern, Verbesserungen in der Putenmast erzielen und das Kükenschreddern reduzieren.
Deutschland und Frankreich fordern von der EU ein Verbot des Kükenschredderns. Jährlich werden mehr als 40 Millionen männliche Küken getötet, da sie für die Mast ungeeignet sind. Für Betriebe in Deutschland würde sich dadurch wenig ändern. Denn hier ist das millionenfache Töten ab dem kommenden Jahr verboten.
Die Bundesrepublik unterstützt die EU-Kommission, 2023 einen Vorschlag zum Verbot von Käfighaltung vorzulegen. Die Vorschriften könnten dann bis 2027 in Kraft treten.
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(rt/dpa)