Wie die Polizei mitteilte, seien auch in Thessaloniki und Heraklion auf Kreta mehrere Hundert Menschen aus demselben Grund auf die Straßen gegangen. Es waren die bislang größten Demonstrationen von Impfskeptikern in Griechenland, berichtete der Staatsrundfunk.
Die konservative Regierung hatte am Montag angekündigt, dass sich nur noch Geimpfte in den Innenräumen von Gastronomie- und Kulturbetrieben aufhalten dürfen. Beschäftigte im Gesundheitssektor und in der Altenpflege müssen sich zudem künftig verpflichtend impfen lassen – sonst können sie von ihrer Arbeit freigestellt werden. In einem weiteren umstrittenen Schritt, der ab Donnerstag gelten soll, erlaubt die Regierung auch die Impfung von Jugendlichen ab 15 Jahren – wenn die Zustimmung eines Elternteils oder Erziehungsberechtigten vorliegt.
"Nach anderthalb Jahren kann niemand mehr Unwissenheit über das Coronavirus vorgeben", sagte Premierminister Kyriakos Mitsotakis Anfang der Woche. Und er ergänzte:
"Das Land wird nicht wieder wegen der Haltung gewisser Leute zusammenbrechen ... Nicht Griechenland ist eine Gefahr, sondern die ungeimpften Griechen."
Die Impfpflicht gilt künftig außerdem auch für alle Wehrpflichtigen und Berufssoldaten. "Es wird für uns (Verweigerer) immer enger. Wir haben das Recht, uns nicht impfen zu lassen", sagten Demonstranten Reportern vor Ort.
Die Zahl der positiv Getesteten ist in Griechenland in den vergangenen zehn Tagen nach umfassenden Lockerungen in die Höhe geschnellt. Die Ursache sehen die Corona-Experten vor allem im Nachtleben und bei feiernden Jugendlichen. Aus diesem Grund dürfen die Menschen in Gaststätten ab Donnerstag nur noch sitzen, nicht mehr beisammenstehen oder gar tanzen, und die Betriebe dürfen nicht voll besetzt sein. In Stadien haben ebenfalls nur Geimpfte Zutritt.
Ähnliche Demonstrationen gab es am Mittwoch in Frankreich, wo Menschen im ganzen Land auf die Straße gingen, um den Bastille-Tag zu feiern und gegen eine neue Impfpflicht für Mitarbeiter im Gesundheitswesen zu protestieren. Auch die ausgeweitete Nutzung des "Gesundheitspasses", ohne den man demnächst weder Restaurants noch Einkaufszentren oder Museen besuchen kann, sorgt für Empörung. Zumal Macron nur wenige Wochen zuvor versprochen hatte, dass der "Gesundheitspass" nicht das alltägliche Leben der Menschen betreffen werde.
Bei den französischen Protesten kam es im Gegensatz zu denen in Griechenland zu Zusammenstößen mit der Polizei. Einige Demonstranten legten Feuer, beschädigten Gebäude und errichteten Barrikaden auf den Straßen.
Mehr zum Thema - "Lügner, Diktator": Macron wird nach Impfpflicht scharf angegangen – Proteste zum 14. Juli geplant