Ab dem 3. Juli werden in der Europäischen Union Einwegprodukte aus Plastik aus dem Verkehr gezogen. Handel und Gastronomie dürfen nur noch Restbestände verkaufen und nutzen. Dazu treten zwei Gesetze in Kraft, die Einwegkunststoff-Verbotsverordnung und die Einwegkunststoff-Kennzeichnungsverordnung. Sie sollen helfen, die Abfallberge von Kunststoffen zu reduzieren sowie das Chaos in der Verwertung und im Recycling zu beenden oder einzuschränken.
Verboten sind damit neben Besteck, Bechern, Tellern und Schalen aus Plastik auch andere nützliche Gegenstände wie Wattestäbchen oder Trinkhalme, außerdem jegliche Lebensmittelverpackung aus Styropor.
Gekennzeichnet werden müssen Verpackungen von Nahrungsmitteln, die bestimmte Kunststoffe enthalten. Damit soll ihre Wiederverwertung gefördert werden.
Inzwischen gibt es für viele Einwegprodukte Ersatzmaterialien, etwa Becher aus Papier mit einer Beschichtung. Doch "nicht jede Anwendung ist eine ökologisch bessere und zugleich bequeme Alternative", schätzt die Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) ein. Der Dachverband der deutschen Verbraucherzentralen und verbraucherpolitischen Organisationen macht darauf aufmerksam, dass sogenannte Bio-Kunststoffe, die aus Pflanzen gewonnen werden, nicht auf einfache Weise kompostiert werden können. Einwegprodukte aus Papier müssten aus wiederverwertetem Material hergestellt werden, um dem ökologischen Anliegen der Verordnungen zu entsprechen.
Die Verbraucherzentrale warnt vor der Verwendung von bestimmten Ersatzmaterialien. Sie hat Untersuchungen aus Frankreich, Dänemark, Italien und Spanien zusammengefasst, die der europäische Dachverband BEUC im Mai dieses Jahres veröffentlichte. Mehr als die Hälfte der untersuchten Produkte enthielt unerwünschte Stoffe.
So wurden unter anderem Rückstände von Pestiziden, die nicht in der EU zugelassen sind, potenziell krebserregende Chlorpropanole sowie per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS) gefunden. PFAS werden eingesetzt, um Wasser, Fett und Schmutz abzuweisen. Sie gelten als krebserregend und gesundheitsschädlich.
Nach Mitteilung des vzbv sind solche Produkte auch in Deutschland auf dem Markt. Analysen der Ämter für Lebensmittelüberwachung und Tiergesundheit in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen aus dem Jahr 2020 hätten das ergeben.
Der vzbv fordert in dem Zusammenhang eine grundlegende Überarbeitung der EU-Rahmenverordnung über Lebensmittelkontaktmaterialien. Nötig seien Verbote für besonders schädigende Stoffe, ein Zulassungsverfahren für alle Materialien mit Lebensmittelkontakt sowie mehr Personal und Geld für die Lebensmittelüberwachung. Klaus Müller vom Vorstand der vzbv erklärt: "Die Lebensmittelüberwachung muss in die Lage versetzt werden, unsichere Produkte schnell vom Markt nehmen zu können."
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