Die BBC meldete unter Berufung auf Protassewitschs Vater, dass sein Sohn nicht mehr im Gefängnis sei. "Es ist schwierig für mich, das Vorgehen der Behörden zu kommentieren, was ihre Ziele sind", sagte der in Polen lebende Dmitri Protassewitsch. "Vielleicht ist da ein politisches Spiel im Gange." Nach seinen Angaben sind die Anklagen gegen Roman und dessen Freundin nicht fallen gelassen worden. "Sie sind immer noch unter voller Kontrolle der Behörden", fügte er hinzu."Der Anwalt sagt nichts, die Behörden sagen nichts".
Sofia Sapega soll sich in einer Mietwohnung in Minsk aufhalten, sagten ihre Eltern der BBC. Ihnen zufolge steht die junge Frau seit zwei oder drei Tagen unter Hausarrest. Für ihre Eltern sei dies eine große Überraschung gewesen. "Wir stehen unter Schock", sagte ihr Stiefvater Sergei Duditsch. In einem Interview mit RT erklärte er, dass er sie vor kurzem sehen durfte: "Am Tag zuvor hatten wir die Möglichkeit, sie zu treffen und mit ihr zu sprechen – ohne die wachsame Aufsicht der Strafverfolgungsbehörden in einem informellen Rahmen. Sie sieht gut aus, Gott sei Dank. Sie ist gesund. Sofia wurde unter Hausarrest gestellt, sie ist noch in Minsk. Das einzige, was ich weiß: Sie trägt kein elektronisches Armband." Er dürfe nicht alles erzählen, da er eine Verschwiegenheitserklärung unterschrieben habe, so Duditsch.
Auch die russische Botschaft in Minsk bestätigte, dass Sapega in Hausarrest versetzt worden sei.
Die weißrussische Oppositionsaktivistin Swetlana Tichanowskaja sprach von einer guten Nachricht. Zugleich betonte sie, dass Hausarrest keine Freiheit sei. Ferner sagte sie: "Wir stehen in Kontakt mit Romans Eltern. Sie erfahren nichts über ihren Sohn, sie dürfen mit ihm nicht reden. Sie sind überzeugt, dass das Regime ein Spiel treibt und dabei das Leben von Roman und Sofia aufs Spiel setzt".
Die Festnahme Protassewitschs und seiner Freundin hatte zu massiver Kritik im Westen und zu neuen Sanktionen geführt. Die weißrussischen Behörden hatten am 23. Mai eine von Athen nach Vilnius fliegende Ryanair-Passagiermaschine wegen mutmaßlicher Bombengefahr zu einer Zwischenlandung nach Minsk umgeleitet. Dort wurden der in dem Flugzeug reisende Blogger Protassewitsch und seine Freundin Sofia festgenommen.
Die EU hatte erst am Donnerstag weitreichende Wirtschaftssanktionen gegen Weißrussland in Kraft gesetzt. Die Sanktionen richten sich vor allem gegen Staatsunternehmen. Betroffen sind unter anderem Unternehmen, die mit Erdölerzeugnissen, Kalidüngemitteln und Waren zur Herstellung von Tabakprodukten Geld verdienen.
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