Am Montag starb im schweizerischen Zürich ein 64-Jähriger auf dem Weg zur Arbeit. Laut den Angaben eines Sohnes war der Vater um 6.21 Uhr in die Tram der Linie 2 bei der Haltestelle Micafil im Randbezirk Zürich-Altstetten eingestiegen. Etwa eine halbe Stunde später hätte er beim zentralen Paradeplatz aussteigen sollen. Aber dazu sollte es nicht kommen. Wie der 40-Jährige Sohn dem Medium 20 Minuten schockiert mitteilte:
"Mein Vater erlitt im Tram einen Herzstillstand. Weder dem Tramchauffeur noch den anderen Passagieren fiel etwas auf. Mein Vater fuhr stundenlang leblos im Tram mit."
Erst am Mittag, etwa sechs Stunden später, sei einer Passagierin aufgefallen, dass sich der Mann nicht mehr regt. Dann informierte sie den Fahrer. Aber für den Arbeiter kam jede Hilfe zu spät:
"Mein Vater war schon seit Stunden tot. Videoaufnahmen der VBZ [Verkehrsbetriebe Zürich] zeigen, dass er bereits kurz vor der Tramhaltestelle Lochergut eingesackt war und regungslos sitzen blieb."
Fassungslosigkeit und Trauer verwandelt sich beim Sohn und seiner Schwester in Wut:
"Die Ignoranz der Leute macht mich fassungslos und traurig. Zivilcourage ist leider nicht mehr alltäglich. Die Leute sind heutzutage zu sehr auf sich konzentriert und nehmen ihre Umwelt gar nicht mehr wahr."
Die Dozentin am Institut für Delinquenz und Kriminalprävention an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW), Melanie Wegel, sagte gegenüber 20 Minuten:
"Vielen Menschen fehlt es heutzutage an Zivilcourage. Die Leute glauben, sie müssten nicht helfen und ein anderer wird sich schon drum kümmern."
Achtsamkeit und im Zweifelsfall entschlossenes Handel lautet ihr Ratschlag - ohne sich dabei selbst in Gefahr zu bringen und im Zweifelsfall die Polizei zu verständigen. Wie eine VZB-Sprecherin bestätigte, seien unverzüglich Sanität und Polizei kontaktiert worden, nachdem die Passagierin auf die Situation aufmerksam gemacht hatte. Auf Anfrage von 20 Minuten bei der Stadtpolizei Zürich kann eine Dritteinwirkung als Todesursache ausgeschlossen werden.
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