Das Niederknien als ein Zeichen der Solidarität mit der Black-Lives-Matter-Bewegung (BML), die aus den USA kommt und gegen Gewalt gegen Schwarze kämpft, hat sich in der Welt im letzten Jahr weit verbreitet. Vor allem wurde dieses Vorgehen im Sport populär: Vor Wettbewerben und Spielen gehen Sportler auf die Knie, um ihre Unterstützung für den BLM-Aktivismus zum Ausdruck zu bringen. Der Brauch stößt jedoch nicht bei jedem auf Verständnis.
Am Dienstag hat ein Spiel zwischen Irland und Ungarn in Budapest stattgefunden. Es endete mit einem 0:0-Unentschieden, löste jedoch einen Skandal aus. Vor dem Beginn des Spieles ging die irische Mannschaft auf die Knie, während das ungarische Team sich weigerte, niederzuknien. Der ungarische Fußballverband kommentierte auf seiner Webseite das Geschehnis und erklärte, die Organisation kämpfe gegen alle Formen des Hasses, jedoch würde das Niederknien vor dem Spiel den Hass keinesfalls verurteilen. Das irische Team wurde zudem von ungarischen Fans beim Kniefall ausgepfiffen.
Der Trainer der irischen Nationalmannschaft Stephen Kenny zeigte sich über den Vorfall empört. Ihm zufolge erwartete Irland eine Unterstützung und nicht so eine Reaktion. Dass die Mannschaft ausgepfiffen worden sei, sei unbegreiflich.
Jedoch trat der ungarische Ministerpräsident Victor Orbán für das Verhalten der Fans ein. Er unterstrich, dass sich das Niederknien auf dem Spielfeld nicht gehöre und es im Sport um andere Dinge gehe. Seiner Ansicht nach ist der Zwang von Sportlern zum Kniefall eine Provokation. Außerdem wies der Ministerpräsident darauf hin, dass die Gastmannschaft die Kultur des Gastgebers respektieren müsse und nicht provozieren dürfe:
"Dieses Gestensystem empfinden wir aus unserer kulturellen Perspektive als unverständlich, als eine Provokation."
Der Politiker erklärte, er sympathisiere mit dem Kniefall nicht. Die Geste habe sich aus einem einfachen Grund so schnell in der Welt verbreitet. Staaten, in denen in der Vergangenheit die Arbeit der Sklaven ausgebeutet wurde, würden sich gegenüber Nachkommen der seinerzeit dort lebenden Sklaven schuldig fühlen.
"Das ist eine schwere moralische Last. Aber jedes Land sollte sie selbst tragen. Sie müssen damit selbst umgehen."
Schließlich unterstrich Orbán, in Ungarn habe es nie Sklaven gegeben.
Der Europäische Fußballverband UEFA hatte zuvor die Fans aufgerufen, die Aktion zur Unterstützung der BLM-Bewegung bei Spielen der Europameisterschaft zu achten.
Mehr zum Thema - Erste US-Stadt genehmigt Reparationen wegen Diskriminierung von Schwarzen