Am Sonntag hatte der österreichische Staatssender ORF zu einer Gesprächsrunde mit dem Thema "Wie viel Freiheit erlaubt die Pandemie?" neben dem österreichischen Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Die Grünen) auch die Politikwissenschaftlerin Ulrike Guérot geladen. Guérot, Professorin für Europapolitik und Demokratieforschung an der Donau-Universität Krems, hatte sich bereits in der Vergangenheit durch ihre Kritik an den Corona-Maßnahmen und den Lockdown in Deutschland, den sie als "semi-autoritär" beschrieb, einen Namen gemacht. Sie gehörte auch zu den ersten Teilnehmern der Solidaritäts-Aktion von Wissenschaftlern für #allesdichtmachen.
Allein die Einladung Guérots sorgte in den österreichischen Medien schon für Unmut, ihre Äußerungen toppten diesen dann. Guérot hinterfragte generell die Zielsetzung der Corona-Maßnahmen und argumentierte, "dass wir seit 14 Monaten permanent eine Zielverschiebung haben". Erst sollten die "vulnerablen Gruppen" und "die Älteren" geschützt werden.
"Jetzt sind wir bei 'Durchimpfung' und dann sind wir bei 'Herdenimmunität'. Jetzt impfen wir schon die Kinder, obwohl es eigentlich keine Indikation dafür gibt, die Kinder zu impfen. Das heißt, was ich feststelle, ist, dass wir 14 Monate eigentlich eine permanente Verschiebung von politischen Zielen haben, was es zu erreichen gilt."
Für die Politikwissenschaftlerin stellen sich dabei die Fragen: "Was wollen wir denn erreichen? Was ist denn das Ziel? Oder haben wir überhaupt noch das Ziel?" Sie stellt dem ein übergeordnetes Ziel entgegen: Das "Ziel aller Maßnahmen" müsse "die Beendigung aller Maßnahmen" sein.
Entgegen der mehrstimmig vorgetragenen Kritik verteidigte Guérot ihren Standpunkt. Dabei stellte sie noch eine weitere "sehr merkwürdige Diskursverschiebung" heraus – nämlich bezüglich des Begriffes "Querdenken". Während "Querdenken" früher als "etwas Gutes" hingestellt wurde und alle zum "Selberdenken und möglichst Querdenken" erzogen werden sollten, wurde nun "Querdenken gesetzt als ein negativer Begriff und diese Leute werden denunziert". Guérot warnte vor den Folgen einer derartigen Stigmatisierung kritischen Denkens:
"Eine Gesellschaft lebt aber immer davon, dass kritisches Denken da ist, weil wir sonst eben keine Demokratie mehr haben."
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