Marinko Učur, Sarajevo/Banja Luka, Militärübungsplatz "Manjača"
Die "Sofortige Reaktion 21" (zu Englisch: Immediate Response 21) wurde zwar als "große militärische Übung" angekündigt, die am 17. Mai begann und bis zum 2. Juni stattfindet, doch wenn man die Zahl der teilnehmenden Soldaten betrachtet – 700 US-amerikanische Soldaten und 500 Angehörige der Streitkräfte von Bosnien-Herzegowina –, ist sie es sicherlich nicht. Nach den präsentierten technischen und militärischen Ressourcen noch weniger ...
Man könnte bei diesem Militärtraining auf dem Berg Manjača im serbischen Landesteil Republika Srpska eher vermuten, dass es darum geht, die Entschlossenheit der Streitkräfte des Westbalkanlandes zu überprüfen, ob sie den von den politischen Eliten des Landes eingeschlagenen Weg in Richtung einer Annäherung bis zur vollen Mitgliedschaft in der NATO – ohne Volksabstimmung – fortsetzen wollen.
Dies wird durch die Aussagen jener Politiker bekräftigt, die zum Ort der Übung geeilt waren und den dort versammelten Journalistenteams ihre Begeisterung über die demonstrierten militärischen Fähigkeiten der lokalen Soldaten und ihrer transatlantischen Gäste zum Ausdruck gebracht hatten. So sagte etwa das kroatische Mitglied des dreiköpfigen Präsidiums von Bosnien-Herzegowina, Željko Komšić:
"Die Entscheidung derer, die über den Weg Bosnien-Herzegowinas und seine außenpolitischen Ziele entscheiden, war richtig. Diese Entscheidung betrifft unseren Weg zur vollen NATO-Mitgliedschaft. "
Der Vertreter der Bosniaken im Präsidium Šefik Džaferović ergänzte:
"Heute konnten wir praktisch vor Ort sehen, dass die Streitkräfte von Bosnien-Herzegowina mit voller Kampfbereitschaft operieren können und fähig sind, ihre Mission zu erfüllen, die sie nach dem Verteidigungsgesetz haben."
Auch der US-Botschafter in Bosnien-Herzegowina, Eric Nelson, war vor Ort und betonte, dass der Weg nach vorne klar sei, die Tür zur NATO offen stehe. Er ergänzte:
"Die NATO-Partnerschaft mit Bosnien-Herzegowina konzentriert sich nun auf die Reformen, die notwendig sind, damit Bosnien-Herzegowina die euroatlantischen Standards für Wohlstand, Rechtsstaatlichkeit und Sicherheit erreichen kann."
Auch über den Kurznachrichtendienst Twitter gab es auf dem Profil der US-Botschaft in Sarajevo Dankesworte "für das fantastische Training". Demnach habe zwischen der US-Armee und den Streitkräften von Bosnien-Herzegowina "die größte militärische Übung aller Zeiten" stattgefunden.
Abgesehen vom US-amerikanischen und dem britischen Botschafter haben wir auf dem Militärtrainingsgelände in Manjača keine anderen Diplomaten oder ausländische militärische Vertreter bemerkt.
Vor wenigen Tagen hieß es auf dem Twitter-Profil von "NATOBiH" bezüglich der Übung, dass die Zusammenarbeit und das Training mit "unseren Verbündeten" die Fähigkeit der Allianz erhöht, "gemeinsam auf Sicherheitsherausforderungen zu reagieren und die Sicherheit der Bürger von Bosnien-Herzegowina zu bewahren".
Bosnien-Herzegowina ist zwar kein NATO-Mitglied, aber Teil des Programms "Partnerschaft für den Frieden". Seit Langem ist bekannt, dass die Serben in Bosnien-Herzegowina gegen eine Erweiterung der NATO Richtung Balkan sind, insbesondere wegen der schlechten Erfahrungen aus der jüngeren Vergangenheit mit der transatlantischen Militärallianz und den NATO-Bomben, die noch in frischer Erinnerung sind.
So hatten etwa acht NATO-Partnerstaaten 1995, während des Bürgerkriegs, im Rahmen der Operation "Deliberate Force" massive Luftanschläge auf die Stellungen der Armee der Republika Srpska, der bosnischen Serben in Bosnien-Herzegowina, geflogen. Mehr als 150 serbische Zivilisten kamen ums Leben.
Auch Serbien beharrt seit Langem auf seiner Neutralität und zeigt wenig Interesse an einem Beitritt zu der Militärorganisation, die es vor 22 Jahren ohne Mandat der Vereinten Nationen bombardiert hatte.
Sosehr die Vertreter der Bosniaken und Kroaten am vergangenen Wochenende auf dem Trainingsgelände im Gebirge Manjača, das weniger als 40 Kilometer von Banja Luka – dem Regierungssitz des serbischen Landesteils – entfernt ist, dem US-Militär applaudierten, waren die serbischen Vertreter insofern zurückhaltend, obwohl das serbische Mitglied des Präsidiums, Milorad Dodik, einst ein Abkommen unterzeichnet hatte, das das Land in die "Arme" der Militärallianz führt. Kein serbischer Vertreter war bei der Übung anwesend. Daher konnten die Journalisten auch keine Stellungnahme serbischer Regierungsbeamter zu dieser Militärübung erhalten.
Fast zeitgleich mit der Übung im serbischen Landesteil von Bosnien-Herzegowina startete in Serbien ohne vorherige Ankündigung eine fünftägige Antiterrorübung der serbischen und russischen Armee unter dem Namen "Gemeinsame Antwort 2021". Sie fand in der Militäranlage "Deliblatska peščara" in nördlichen Teil Serbiens statt und dauerte bis zum 25. Mai. Rund 200 russische Soldaten aus elf Spezialeinheiten nahmen teil.
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