Ungarn wird die meisten derzeit geltenden COVID-19-Beschränkungen einschließlich der nächtlichen Ausgangssperre aufheben, sobald die Zahl der Geimpften an diesem Wochenende 5 Millionen erreicht. Dies hat der Premierminister Viktor Orbán am Freitag erklärt.
Orbán teilte in einem Interview mit, dass dann in der Öffentlichkeit keine Masken mehr getragen werden müssen und Versammlungen von bis zu 500 Personen unter freiem Himmel abgehalten werden können. Sogar in geschlossenen Räumen seien Versammlungen für Personen mit "Impfkarten" dann möglich:
"Dies bedeutet, dass wir die dritte Welle der Pandemie besiegt haben."
Dem Premierminister zufolge sei eine Entscheidung über den Zeitpunkt des Inkrafttretens dieser Lockerungen noch nicht getroffen worden. Die Aufhebung der Beschränkungen sei auf das hohe Tempo der Impfungen für die Bevölkerung in Ungarn zurückzuführen. Orbán präzisierte:
"Ungarn ist heute im Hinblick auf die Pandemie sicherer als jedes andere europäische Land. Wir werden bis zu diesem Wochenende 5 Millionen Menschen impfen."
Ungarn ist das einzige EU-Land, das russische und chinesische Impfstoffe zugelassen und flächendeckend eingesetzt hatte, ohne dass die Europäische Arzneimittel-Agentur sie zuvor geprüft oder zugelassen hatte. Dies ermöglichte, eine der höchsten Impfraten innerhalb der Europäischen Union zu erzielen, wobei 50 Prozent der rund zehn Millionen Einwohner Ungarns bereits mindestens eine Dose injiziert bekamen. Nun sind die meisten Bereiche der Dienstleistungsbranche wieder in Betrieb, darunter Hotels, Restaurants, Bäder, Theater, Kinos, Fitnessstudios und Sportstätten.
Pandemiebedingt war in Ungarn die Wirtschaft im letzten Jahr um etwa 5 Prozent geschrumpft. Dem Premierminister Orbán stehen 2022 Wahlen bevor, und er gab sich optimistisch, das diesjährige BIP-Wachstum könne durchaus höher ausfallen als die derzeitige Prognose der Regierung von 4,3 Prozent. Er bekräftigte, dass seine Regierung beschlossen habe, das COVID-19-Moratorium für die Rückzahlung von Krediten bis Ende August zu verlängern, damit die Banken und die Regierung ihre Gespräche fortsetzen und Pläne für die Zukunft des Moratoriums ausarbeiten können.
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