Die bei Besuchern beliebte Eisbärin Hertha wurde als Tochter der Eisbären Tonja und Wolodja im Jahr 2018 geboren. Am Dienstag stellte der Berliner Zoo nach Ergebnissen einer Genanalyse fest, dass Tonja und Wolodja, der aktuell in den Niederlanden lebt und seinen genetischen Code weiter verbreitet, Geschwister sind. Somit ist die nach der Berliner Fußballmannschaften benannte Hertha ein Produkt von Inzucht.
Herthas Eltern wurden im Rahmen des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms für Eisbären (EEP) im Berliner Zoo zusammengebracht. Im Jahr 2020 bemerkte die russische Koordinatorin des Programms und Fachfrau im Moskauer Zoo Marina Galeschtschuk jedoch Unstimmigkeiten in den Papieren der Tiere. Sie forderte eine weitere Untersuchung und es stellte sich heraus, dass Tonja tatsächlich als junge Bärin in Russland vertauscht worden war. Bevor Tonja nach Berlin kam, befand sie sich mit einer gleichaltrigen Bärin in Moskau in Quarantäne. Dort wurden ihr falsche Dokumente zugeordnet.
Auf einer Sondersitzung kam die EEP-Kommission dementsprechend zum Schluss, dass Tonja als Folge dieser Verwechslung in absehbarer Zeit keinen weiteren Nachwuchs bekommen soll, da die Abstammungslinie ihrer eigentlichen Eltern in Europa sehr stark repräsentiert ist. Sie kann aber gemeinsam mit ihrer Tochter Hertha bis auf weiteres in Berlin bleiben.
Tierpark-Direktor Andreas Knieriem sagte, es handele sich um menschliches Versagen und es habe keinen bösen Willen in Moskau gegeben. Ihm zufolge zeigten sich Mitarbeiter des Moskauer Zoos völlig transparent. Jedoch hält Knieriem den Fehler für schwerwiegend:
"Dieser schwerwiegende Fehler ist ein bedauerlicher Rückschlag für die sorgfältige Arbeit des Europäischen Zuchtprogramms."
Eisbären gelten als gefährdete Tierart und stehen auf der Roten Liste der Internationalen Union zur Erhaltung der Natur. Nach Expertenmeinungen gibt es nur zwischen 20.000 und 31.000 Tiere dieser Art in freier Wildbahn. Die größte natürliche Eisbärenpopulation lebt auf dem Territorium Russlands.
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