Ein Bericht der britischen Zeitung Guardian belegt, gestützt auf Unterlagen aus dem luxemburgischen Transparenzregister, dass im Jahr 2020 Amazon am europäischen Hauptsitz des Unternehmens in Luxemburg keinerlei Unternehmenssteuern zahlen musste, obwohl der Umsatz des Unternehmens in Europa von 32 Milliarden Euro im Jahr 2019 auf 44 Milliarden Euro im Jahr 2020 emporschnellte. Das ist ein Wachstum von satten 37,5 Prozent im Verlauf eines Jahres und größtenteils bedingt durch die Corona-Krise.
Doch statt eines Gewinns wies die Zentrale in Luxemburg einen Verlust von 1,2 Milliarden Euro aus. Das führte folgerichtig dazu, dass keine Steuern fällig wurden, im Gegenteil bekam das Unternehmen Steuergutschriften in Höhe von 56 Millionen Euro zuerkannt, wie der Guardian berichtet. Amazon habe nun insgesamt 2,7 Milliarden Euro Verlustvorträge, die es künftig nutzen kann, um auch in Zukunft bei Gewinnen noch immer Steuerzahlungen aus dem Weg zu gehen. Amazons Niederlassung in Luxemburg wickelt den Vertrieb und Umsatz in dem europäischen Großraum Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, Schweden, den Niederlanden und Großbritannien ab. An dem Standort arbeiten 5.262 Angestellte.
In einem Statement auf seiner Webseite kritisiert der finanzpolitische Sprecher der Fraktion Die Grünen/Europäische Freie Allianz (G/EFA) im EU-Parlament, Sven Giegold, das Vorgehen von Luxemburg und Amazon:
"Während kleine Geschäfte schließen müssen, macht Amazon Rekordgewinne und verweigert jeden Beitrag zur Allgemeinheit."
Der Parlamentarier erklärte, dass die neuesten Erkenntnisse überdeutlich machten, warum ein effektiver Mindeststeuersatz für multinationale Unternehmen gebraucht werde. Die Steueroase Luxemburg schade ihren europäischen Nachbarn und bringt sie um Steuereinnahmen in Milliardenhöhe, so Giegold. Mit einem effektiven Mindeststeuersatz von 21 Prozent könne Deutschland seine rechtmäßigen Steuereinnahmen von Amazon zurückfordern. Der Politiker fordert eine "transatlantische Allianz für mehr Steuergerechtigkeit". US-Präsident Joe Biden habe einen Plan vorgelegt, mit dem die geschädigten Länder "den Spieß umdrehen könnten". Dass die deutsche Regierung Bidens Plan nicht ausdrücklich unterstütze, sei ein "Armutszeugnis", schreibt Giegold auf seiner Seite weiter.
Mehr zum Thema – Demokratie in Gefahr: Der "woke" Kapitalismus diktiert uns, wie wir zu denken haben