"Toleranzgrenze erreicht Tiefpunkt": Brüsseler müssen für zwei Stunden in die Ausgangsperre

Belgien hebt kommenden Samstag die pandemiebedingte Ausgangssperre wieder auf. Die Einwohner der Hauptstadt müssen jedoch am Freitag von 22 Uhr bis Mitternacht zu Hause sein. Nach der Geisterstunde dürfen sie sich wieder frei bewegen.

Ab dem 8. Mai dürfen Restaurants und Bars in Belgien nach monatelangem Lockdown wieder ihre Außenbereiche öffnen. Auch die nächtliche Ausgangssperre fällt weg und wird durch ein Versammlungsverbot ersetzt.

In der Hauptstadt des Landes müssen die Bewohner allerdings um 22 Uhr Freitag laut einer regional geltenden Ausgangssperre zu Hause sein – und zwar bis 24 Uhr, wenn der Samstag offiziell beginnt. Ab Mitternacht dürfen die Brüsseler dann wieder hinaus. "Das ist ein belgischer Witz, und nicht einmal ein guter", sagte der Brüsseler Abgeordnete Gilles Verstraeten am Donnerstagmorgen im Radio. "Meine Toleranzgrenze für solche Absurditäten hat inzwischen ihren Tiefpunkt erreicht".

"Im Grunde kann man bis 22 Uhr hinausgehen. Dann müssen wir zwei Stunden drinnen bleiben, und um Mitternacht ist es plötzlich wieder kein Problem mehr", sagte Verstraeten. "Könnte mir bitte jemand erklären, welchen Mehrwert dies bringt?" Er fügte hinzu: "Das Problem ist, dass, wenn Sie solch absurde Maßnahmen einhalten, eine ganze Bevölkerung das gesamte Maßnahmenpaket in Frage stellt".

Belgien hat in der Corona-Krise die Marke von einer Million Infektionen überschritten. Nach Angaben der zuständigen Behörde vom Donnerstag gab es bislang 1.003.746 bestätigte Fälle. Insgesamt sind in Belgien in Zusammenhang mit dem Virus mehr als 24.000 Menschen gestorben. Seit einigen Tagen geht die Zahl der Neuinfektionen zurück. Knapp ein Drittel der Bevölkerung wurde mindestens einmal geimpft. 8,1 Prozent sind vollständig geimpft.

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