Nach Ansicht der Bank of England erholt sich die britische Wirtschaft schneller als erwartet von den Einschränkungen des öffentlichen Lebens durch die Corona-Politik. Manche Ökonomen rechnen sogar mit einem siebenprozentigen Rekord-Wachstum für dieses Jahr. Dies wäre mehr als die USA. In den Vereinigten Staaten sieht die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) ein Wachstum von 6,5 Prozent voraus.
Die Erholung und das Wachstum der Wirtschaft Großbritanniens werden auf die schnelle Umsetzung der Coronavirus-Impfungen in der Bevölkerung zurückgeführt. Großbritannien galt als Epi-Zentrum in der weltweiten Pandemie mit hohen Opferzahlen.
Eine erste Impfdosis haben bereits 34,67 Millionen Briten erhalten, zwei Impfdosen 15,63 Millionen. Insgesamt 127.543 Menschen sollen mit oder an dem Virus verstorben sein (Stand: 4. Mai 2021).
Vor Ende Juni, so kündigte Premierminister Boris Johnson an, sollen die meisten Corona-Beschränkungen wieder aufgehoben beziehungsweise gelockert werden.
Der Ökonom Fabrice Montagne:
"Die Lockerungen haben in Großbritannien einen viel krasseren Effekt, weil das Land in den ersten drei Monaten des Jahres einen strikteren Lockdown hatte als die meisten Länder in Europa."
Geschäfte, Restaurants und Pubs im Außenbereich, Friseure und Sportstudios, Zoos und Freizeitparks sind wieder geöffnet. Auch der Urlaub im Inland ist seit April wieder möglich. Die nächsten Lockerungsschritte sind für den 17. Mai geplant. Dann kommen auch Restaurants und Pubs hinzu. Reisen ins Ausland sollen durch ein Ampelsystem ermöglicht werden, welches Reiseziele nach Risikogebieten einteilt.
Im letzte Jahr schrumpfte die britische Wirtschaft um fast zehn Prozent. Dies war der größte Einbruch seit mehr als drei Jahrzehnten und mehr als die meisten europäischen Volkswirtschaften.
Von Januar bis Februar legte sie 0,4 Prozent zu. Dies wurde durch einen Anstieg der Fabrikproduktionen verursacht. Auch der Umsatzanstieg der Groß- und Einzelhändler verhalfen dem Dienstleistungssektor zu einem 0,2 Prozent Anstieg.
Der Brexit jedoch stellt international agierende Firmen vor Probleme. Zwar wurde ein Handelspakt mit zollfreiem Warenverkehr beschlossen, aber es gibt zahlreiche Formalitäten und Kontrollen. Zwei Drittel der von der Deutsch-Britischen Handelskammer befragten Firmen sehen die Handelsbarrieren und die Zollformalitäten durch den Austritt Großbritanniens aus der EU als größte Herausforderungen. Weniger groß ist die Sorge vor Reisebeschränkungen durch die Corona-Politik. Die Warenexporte in die EU lagen im Januar bei rund 41,4 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Im Februar wurde dieser Rückstand aufgeholt. Die Differenz auf 12,5 Prozent zu 2020 reduziert.
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