In Deutschland sind bis Mitte April 59 Fälle von Sinus- und Hirnvenenthrombosen nach einer Impfung mit dem Corona-Impfstoff von AstraZeneca gemeldet worden. So berichtet es das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) auf seiner Webseite. Die Betroffenen seien zwischen dem 13. Februar und 31. März geimpft worden. Zwölf Menschen seien gestorben, sechs Männer und sechs Frauen.
Bis einschließlich 15. April wurden nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) insgesamt mehr als 4,2 Millionen Erstdosen und 4.153 Zweitdosen des Impfstoffs verabreicht. Die Fälle dieser Hirnthrombosen wurden nach PEI-Angaben bisher ausschließlich nach der ersten Impfdosis gemeldet. Die Symptome begannen demnach in 57 der 59 Fälle innerhalb von 29 Tagen nach der Impfung, in zwei Fällen lagen dem Institut dazu keine Angaben vor.
In 31 Fällen wurde zusätzlich eine sogenannte Thrombozytopenie gemeldet, also ein Mangel an Blutplättchen. Diese sei spätestens nach 17 Tagen aufgetreten, hieß es. 45 der insgesamt 59 Meldungen von Hirnthrombosen betrafen den Angaben zufolge Frauen, deren Alter zwischen 20 und 79 Jahren lag.
Wegen der Fälle solcher Blutgerinnsel soll der AstraZeneca-Impfstoff in Deutschland seit dem 31. März in der Regel nur noch bei Menschen ab 60 Jahren eingesetzt werden. Unter 60-Jährige können sich "nach ärztlichem Ermessen und bei individueller Risikoanalyse nach sorgfältiger Aufklärung" weiterhin damit impfen lassen.
Nach Prüfung ähnlicher Nebenwirkungen hatte die europäische Arzneimittel-Agentur EMA am Dienstag dem jüngst zugelassenen Corona-Impfstoff des US-Herstellers Johnson & Johnson grünes Licht gegeben. Nach Daten der US-Arzneimittelbehörde FDA liegt bei diesem Präparat das Risiko für solche Thrombosen bei rund eins zu einer Million.
Impfzentren-Organisator fordert einen Bundesimpfbeauftragten
Der Beauftragte und Organisator für die sechs Berliner Impfzentren, Albrecht Broemme, sagte gegenüber RT DE:
"Die Zahlen liegen im Promillebereich. Man sollte sich nicht den Luxus erlauben, auf eine Impfung zu verzichten."
Broemme sieht trotz gelegentlicher Lieferschwierigkeiten einzelner Impfstoffe die Situation entspannt:
"Wir machen zwar jetzt wegen Impfstoffmangels das Zentrum am alten Flughafen Tempelhof für eine Woche dicht. Das liegt nur an unserem Versprechen, dass wir dann wieder genügend Impfstoff für alle Geladenen für eine zweite Impfung zur Verfügung haben."
Ansonsten meldet Broemme eine weitere Steigerung von Geimpften um je zehn Prozent in den Monaten April und voraussichtlich auch im Mai:
"Wenn es so weitergeht, können Menschen über 56 bis Sommer auch mit einem Impfangebot rechnen."
Schwere Kritik übt er an den vielen zuständigen Nichtzuständigen:
"Die Österreicher haben einen Bundesimpfbeauftragten. So etwas bräuchten wir in Deutschland auch."
Außerdem würde er mehr auf die Betriebsärzte setzen, um schneller an die nötige Immunisierung zu kommen.
Österreich: Dutzende Todesfälle in zeitlicher Nähe zu Impfung
In Österreich gab es 74 Todesfälle in zeitlicher Nähe zu einer Impfung gegen COVID-19. 286 Menschen sind in der Alpenrepublik im Krankenhaus behandelt worden. Das geht aus einem Bericht des Bundesamts für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) hervor, der Nebenwirkungen bis zum 16. April ausgewertet hat.
2.403.624 Impfungen wurden bis dahin im E-Impfpass eingetragen. Die Zahl der Thrombosen mit gleichzeitiger Thrombozytopenie nach AstraZeneca-Impfungen liegt weiterhin bei acht. Das BASG stuft auch den Tod einer 49-Jährigen darunter ein.
Die Krankenhausaufenthalte nach Impfungen betrafen in 124 Fällen einen zeitlichen Zusammenhang zum bisher am häufigsten eingesetzten BioNTech/Pfizer-Vakzin sowie 20-mal Moderna und 142-mal AstraZeneca. Über die Anzahl von kausalen Verbindungen zu den Impfstoffen machte das BASG keine Angaben, es handelt sich damit lediglich um "vermutete Nebenwirkungen". Bei 69 Patienten wurden bisher Nebenwirkungen als lebensbedrohend gemeldet, 33 bei BioNTech/Pfizer, 8 bei Moderna und 28 bei AstraZeneca.
Insgesamt sind dem BASG bisher 74 Todesfälle in zeitlicher Nähe zu einer Impfung gegen COVID-19 bekannt, 64 nach einer Immunisierung mit BioNTech/Pfizer, 4 bei Moderna und 6 bei AstraZeneca. Bei 16 Personen fiel die Impfung in die Inkubationszeit einer schlussendlich tödlichen COVID-19-Erkrankung. Bei 30 weiteren Personen bestanden schwerwiegende Vorerkrankungen, die vermutlich todesursächlich waren. 23 Fälle sind noch in Abklärung oder ohne ausreichende Informationen.
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