Das russische Außenministerium hat am Sonntag die Ausweisung von 18 russischen Diplomaten aus Tschechien als eine "beispiellose Entscheidung" bezeichnet. Wie es in der entsprechenden Erklärung der diplomatischen Behörde in Moskau hieß, sei der Vorwand, wonach russische Geheimdienste in die Explosionen in einem Munitionslager in Vrbětice im Jahr 2014 verwickelt gewesen seien, grundlos und erfunden.
"Dies ist umso absurder, weil die tschechische Führung zuvor die Schuld an den Explosionen den Eigentümern dieses Munitionslagers gegeben hat."
Moskau bezeichnete den "feindseligen" Schritt Prags als Fortsetzung einer Reihe von antirussischen Aktionen, die das EU-Land in den letzten Jahren unternommen hatte. Die russischen Diplomaten sahen darin auch eine US-amerikanische Spur.
"In ihrem Wunsch, den USA vor dem Hintergrund der jüngsten US-Sanktionen gegen Russland gefällig zu sein, haben die tschechischen Behörden in diesem Punkt sogar ihre Herren aus Übersee überboten."
Das russische Außenministerium drückte einen entschiedenen Protest aus und kündigte Gegenmaßnahmen an, die "die Autoren dieser Provokation dazu zwingen werden, sich der ganzen Verantwortung für die Zerstörung der Grundlage einer normalen Entwicklung der Beziehungen zwischen unseren Ländern bewusst zu werden".
Am Samstag hatten Premierminister Andrej Babiš und der interimistische Außenminister Jan Hamáček auf einer gemeinsamen Pressekonferenz in Prag die Ausweisung von 18 russischen Diplomaten bekannt gegeben. Sie warfen Russland vor, in die Explosionen des Munitionslagers in Vrbětice in der Region Zlín im Jahr 2014 verwickelt gewesen zu sein, bei denen zwei Menschen ums Leben gekommen waren und ein hoher Sachschaden entstanden war.
Die tschechische Polizei veröffentlichte zudem Fahndungsfotos von zwei Tatverdächtigen. Die Bilder zeigten zwei Russen, die bereits in Zusammenhang mit einem mutmaßlichen Nervengift-Anschlag auf den früheren Doppelspion Sergei Skripal in Großbritannien im Jahr 2018 zur Fahndung ausgeschrieben worden waren. Nach einem Bericht des Magazins Respekt seien die beiden mutmaßlichen Spione des russischen Geheimdienstes GRU Mitte Oktober 2014 sechs Tage lang in Tschechien gewesen. Sie hätten dabei auch die Region Zlín besucht. Ein Teil der Güter aus dem Munitionslager sei für die Ukraine bestimmt gewesen.
Mehr zum Thema - US-Präsident Biden erklärt nationalen Notstand: "Um russischer Bedrohung zu begegnen"