Anders als die meisten Bücher über deutsch-russische Beziehungen ist dieses aus Sicht verschiedener Russen geschrieben, die darüber berichten, wie sie Deutschland und die Deutschen sehen. Während Wohlwollen und freundschaftliche Annäherungsversuche dominieren, Interessenspartnerschaften und Bündnisse mit den Deutschen angestrebt werden, zieht sich doch ein ausschlaggebender roter Faden durch das ganze Buch: Die Russen fühlen sich von den Deutschen missverstanden und sind den moralischen Fundamentalismus und die Parole "Am deutschen Wesen muss die Welt genesen" leid geworden.
In den Worten Rahrs:
"Russen werden wachsam, wenn Deutsche zu ihnen über die Universalität ihrer Werte predigen und den westlichen Liberalismus als einzig tragbares Gesellschaftsmodell der Welt propagieren. Diese Art von Fundamentalismus unterscheidet sich aus Sicht mancher Russen nicht von dem Fanatismus, mit dem Deutsche früher die Welt ‘beglücken‘ wollten und in Wirklichkeit die menschliche Zivilisation fast ruinierten."
Rahrs Buch ruft in nüchterner und fairer Weise zum Aufwachen auf und auch dazu, wie wichtig es ist, Russland als gleichberechtigten Partner im Sinne eines stärkeren Europas zu sehen. Aber vor allem ist es ein Buch für all die Menschen, die hierzulande willig sind, endlich einmal über den eigenen Tellerrand zu schauen.
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