Australien: College-Schüler mussten sich im Namen des männlichen Geschlechts entschuldigen

Eltern von Schülern einer australischen Schule sind erbost, nachdem ihre Söhne gezwungen wurden, sich allein aufgrund ihres männlichen Geschlechts gegenüber Klassenkameradinnen für nicht begangene sexuelle Vergehen entschuldigen zu müssen.

Am Mittwoch hielt das Brauer-College in Warrnambool im Bundesstaat Victoria in Australien eine öffentliche Versammlung ab. Die männlichen Oberstufenschüler mussten dort ihre Solidarität gegenüber ihren Mitschülerinnen ausdrücken, die Opfer von sexueller Nötigung geworden waren. Einige Eltern der männlichen Schüler waren erbost, dass diese allein aufgrund ihres männlichen Geschlechts pauschal zu den Tätern gezählt würden. Andere begrüßten das Vorgehen der Schule und sahen diesen Schritt als wichtig an.

Die Schule reagierte mit der Veranstaltung auf die Veröffentlichung einer Online-Petition, nachdem Tausende von sexuellen Vergehen an Schulen Australiens öffentlich geworden waren. Gestartet hatte die Petition die ehemalige Schülerin Chanel Contos der Kamabla-Schule in Sydney. 

Der australische Premierminister James Merlino kündigte an, dass es Teil des Lehrplans werden müsse, die Notwendigkeit der Einwilligung zum Geschlechtsverkehr zu vermitteln.

Bisher habe man den Fokus auf Sexualität und Sicherheit gelegt. In einem Snapchat-Video sagte ein betroffener männlicher Schüler: 

"Heute bei Brauer musste jeder Typ aufstehen und sich bei jedem Mädchen für Vergewaltigung, sexuelle Übergriffe und so weiter entschuldigen. Jungs sind heutzutage immer die "bösen Jungs", in allem. Ich sage nicht, dass Mädchen keine Scheiße durchmachen. Jungs machen genauso viel Scheiße durch wie Mädchen."

Die Rektorin der Schule Jane Boyle entschuldigte sich später. Es habe sich um eine "symbolische Geste" gehandelt. Dies aber sei so nicht angemessen gewesen.

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