Neue Schlappe für die EU: Impflieferungen verzögert und ungewiss

Der Impfhersteller AstraZeneca kann seine Lieferversprechen nicht einhalten. Auch die Lieferungen des Vakzins von Johnson & Johnson sind ungewiss. Der österreichische Bundeskanzler kritisiert die ungleiche Verteilung der Impfstoffe in der EU und vermutet Nebenabsprachen.

Die EU Kommission hat sich das Ziel gesetzt, bis Ende des Sommers 70 Prozent der Erwachsenen in der EU gegen das Coronavirus zu impfen. Einige Länder aber könnten das Nachsehen haben und später beliefert werden als andere. Der österreichische Bundeskanzler kritisiert das Vorgehen, welches nicht im Sinne des EU-Geistes ist. Hinzu kommen erneute Lieferverzögerungen von Vakzin-Herstellern. 

In mehreren EU-Ländern wurden Impfungen mit dem Vakzin von AstraZeneca vorübergehend eingestellt. Grund sind Fälle von Blutgerinnseln, die in Verbindung mit dem Impfpräparat stehen könnten. Eigentlich sollte die EU von AstraZeneca 90 Millionen Impfdosen erhalten. Erneut korrigierte der Hersteller die Liefermengen. Bis Ende März werden die EU-Länder nur mit 30 statt 40 Millionen Impfdosen des schwedisch-britischen Herstellers AstraZeneca beliefert werden können, hieß es nun. Wann die versprochene Zahl von 90 Millionen Dosen erfüllt sein wird, bleibt unsicher.

Schuld, so der Konzern, seien Probleme in der internationalen Lieferkette durch Schwierigkeiten in einem belgischen Werk. In der EU reagierte man frustriert und forderte den Vakzin-Produzenten auf, seine Verpflichtungen zu erfüllen. 

Der kürzlich zugelassene Impfstoff von Johnson & Johnson sollte ebenfalls helfen, die schleppenden Impfungen in der EU anzukurbeln. Insgesamt 200 Millionen Impfdosen sollten die EU erreichen. Wann genau diese eintreffen können, bleibt unklar. Der Gesundheitsminister Jens Spahn sprach von Mitte oder Ende April. Denn auch die USA könnte den Export von dort hergestellten Vakzinen unterbinden, wie es bereits Italien mit Verweis auf EU-Recht getan hat. Gerade auf dieses Vakzin hatte man gehofft, denn dafür braucht es nur eine Dosis. 

Kritik an einem "Basar" der Verteilungen

Kritik an der Verteilung des Impfstoffes innerhalb der Europäischen Union kommt vom österreichischen Bundeskanzler Sebastian Kurz. Die Impfdosen würden zu unterschiedlich verteilt, so der ÖVP-Politiker am Freitag. Vereinbart worden sei eine faire Pro-Kopf-Verteilung: 

"Diese Lieferpläne stehen klar im Widerspruch zum politischen Ziel der Europäischen Union, nämlich dass alle Mitgliedsstaaten gleichermaßen pro Kopf ihren Anteil an Impfdosen erhalten sollen."

Nebenabsprachen im Lenkungsausschuss der EU zwischen den Mitgliedsländern und der EU könnten Ländern, wie Bulgarien und Lettland, den Zugang zu Impfstoffen erschweren. Malta würde beispielsweise dreimal so viele Vakzine erhalten wie das Land Bulgarien. Die Verteilung richte sich fälschlicherweise nicht nach der Bevölkerungszahl. 

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