Hunderte Millionen Pfund investierte die britische Regierung im Rahmen der Operation Moonshot in nun in der Kritik stehenden Schnelltests. Bei diesen handelt es sich um sogenannte Lateral Flow Tests (LFTs), um eine Form von Antigen-Tests. Diese sind nun auf der Insel für Schulen zugelassen, "zu diesem Zeitpunkt" jedoch nicht für Grundschüler.
Die am Montag in ihre Klassen zurückgekehrten Heranwachsenden sind dazu angehalten, sich zu Beginn drei LFD-Tests (rapid lateral flow device) zu unterziehen. Aufgrund eines angeblich entsprechend geschulten Personals gelten die Schulen als sogenannte "unterstützte Testzentren".
Nun berichten britische Medien, dass sich aufgrund der eingesetzten Tests positiv auf SARS-CoV-2 in den weiterführenden Bildungsstätten getestete Schüler für zehn Tage in Selbstisolation zu begeben haben – auch, wenn es sich um sogenannte falsch positive Ergebnisse handelt. Dies sorgt für Kritik und Unruhe in Großbritannien. Demzufolge würden auch die Eltern dazu aufgefordert, sich "sehr wahrscheinlich (…) unnötigerweise" selbst zu isolieren.
Die Wahrscheinlichkeit eines falsch positiven Testergebnisses sei ebenso groß wie die Wahrscheinlichkeit eines zutreffenden Ergebnisses. Die Schüler weiterführender Schulen sollten sich nach einem positiven Testergebnis mittels LFD daher zur Kontrolle einem PCR-Test zu unterziehen, dem sogenanntem "Goldstandard", so das Mitglied der britischen Royal Statistical Society Prof. Sheila Bird. "Sehr wahrscheinlich" sei ein positives LFD-Ergebnis falsch.
"Die Sorge ist, dass die Ungültigkeitsrate mit LFDs ungefähr so hoch ist wie die positive Rate. Ungefähr so viele Tests sind ungültig wie positiv. Es kann sein, dass die Tests schlecht durchgeführt wurden oder das (Test-)Kit schlecht funktioniert hat."
Doch ein anschließender negativer PCR-Test befreit die Schüler derweil nicht vom Gang in die Selbstisolation, solange der vorherige LFT-Test mit positivem Ergebnis in einem "unterstützten Testzentrum", also einer weiterführenden Schule durchgeführt wurde. Die Schüler müssen weiterhin zu Hause bleiben. Die Statistikerin Bird war von dieser Regelung "schockiert" gewesen.
Ein Sprecher des britischen Bildungsministeriums erklärte zum Sachverhalt:
"Wie schon immer entbindet ein negativer PCR-Test eine Person nicht von der Pflicht zur Selbstisolierung."
Gemäß der Anweisung für Haushalte mit einer möglichen Coronavirus-Infektion sind Personen mit einem positiven LFD-Testergebnis von einem unterstützten Testzentrum dazu verpflichtet, sich in die Selbstisolation zu begeben.
Wurde der LFD-Test mit falsch positivem Ergebnis jedoch zu Hause durchgeführt, kann dieses durch einen anschließend durchgeführten PCR-Test mit negativem Ergebnis "überschrieben" werden und der Schüler wieder die Schule besuchen. Für zusätzliche Verwirrung sorgt, dass Schüler, die sich zu Hause testen und ein positives Ergebnis erhalten, dazu verpflichtet sind, einen ergänzenden PCR-Test durchzuführen, um das Ergebnis zu bestätigen. Diejenigen, die in der Schule positiv getestet werden, sind von dieser Verpflichtung entbunden.
Die britische BBC berichtet vom Fall eines 17-jährigen Schülers, der in der Schule positiv auf SARS-CoV-2 getestet worden sei. Ein anschließender PCR-Test sei negativ ausgefallen. Dennoch sei die gesamte Familie samt der 15-jährigen Tochter dazu gezwungen, zu Hause zu bleiben. Der Vater klagt:
"Es macht keinen Sinn. Sie haben sich darauf gefreut, wieder zur Schule zu gehen und sitzen jetzt zu Hause fest."
Die neue Richtlinie der britischen Regierung richtet sich dabei nur an Personen ohne Symptome einer Infektion mit SARS-CoV-2. Diejenigen mit Symptomen dürfen ohnehin und generell auch die Schule nicht besuchen.
Währenddessen zeitigten laut den britischen National Health Services (NHS) ohnehin lediglich 0,24 Prozent der zwischen dem 18. Und 24. Februar durchgeführten Lateral-Flow-Schnelltests ein positives Ergebnis. Laut dem Guardian ist dies eine Zahl, die so niedrig sei, dass sie sogar unter der 0,32-prozentigen Falsch-Positiv-Rate für diese Tests liege.
"Wenn sich das auf 24.000 Schulen ausweitet, selbst wenn nur ein Kind pro Schule ein falsch positives Ergebnis bekommt, sind das 24.000 Familien, die sich selbst isolieren müssen und nicht arbeiten können."
Das Problem der LFTs liegt laut der Generalsekretärin der britischen National Education Union Mary Bousted vor allem darin, dass diese für eine zuverlässige Diagnose nicht empfindlich genug seien. Daher wird ebenfalls eine hohe Zahl sogenannter falsch negativer Ergebnisse durch Nutzung der Schnelltests moniert.
"Der PCR-Test ist viel zuverlässiger, also würde ich in dieser Situation hoffen, dass die Schulen Nachweise durch PCR-Tests erhalten, und den Schülern erlauben, in der Schule zu sein."
Derweil beanstanden Kritiker der PCR-Tests bereits seit etwa einem Jahr wiederum, dass diese aufgrund der mutmaßlich generell zu hoch angesetzten Ct-Werte zu sensibel und daher nicht dazu ausgelegt sein, Aufschluss über eine tatsächliche Infektion mit SARS-CoV-2 zu geben.
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