Ein Scherz hat für den slowakischen Premierminister Igor Matovič ziemlich unangenehme Folgen. Den russischen Impfstoff gegen ukrainisches Gebiet tauschen? Denn bei dem Witz lacht Kiew nicht mit.
Was der slowakische Premier denn den Russen versprochen hätte, um eine Lieferung des Impfstoffes Sputnik V zu bekommen, wollte ein Radiomoderator in einem Interview von Igor Matovič wissen. Er habe sich mit Moskau auf die Übergabe von Transkarpatien geeinigt, scherzte der slowakische Regierungschef, um sogleich nachzuschieben, Russland habe bei die Impfstofflieferung überhaupt keine Bedingungen gestellt.
Prompt schlug dem slowakischen Premier Entrüstung entgegen – aus Kiew. Transkarpatien war nämlich zeitweise tschechoslowakisches Gebiet, gehört aber seit 1945 mit Zustimmung des damaligen tschechoslowakischen Parlaments zur Ukraine.
Das ukrainische Außenministerium forderte denn auch vom slowakischen Premierminister unverzüglich eine Entschuldigung. Dessen Äußerung betreffe unmittelbar "die territoriale Integrität der Ukraine", sei "kategorisch inakzeptabel" und beeinträchtige "die freundschaftliche und gutnachbarschaftliche Atmosphäre" zwischen den beiden Ländern, hieß es aus dem ukrainischen Ministerium.
Der slowakische Botschafter in Kiew wurde zum Ausdruck des Protests einbestellt. Der ukrainische Außenminister entrüstete sich via Twitter: "Soll er doch ein paar Regionen der Slowakei eintauschen", schrieb der Außenpolitiker und bezeichnete die Äußerung des slowakischen Premiers als unangebracht und schädlich für die beiderseitigen Beziehungen.
Der slowakische Regierungschef hat sich inzwischen bei der Ukraine entschuldigt: Der Standpunkt seines Landes in Bezug auf die territoriale Integrität der Ukraine sei schon immer eindeutig gewesen, twitterte er. Er bitte alle Ukrainer um Entschuldigung "für meine unangebrachte Reaktion"
Die erste Charge des russischen Anti-Corona-Serums "Sputnik V" ist am Montag aus Russland in die Slowakei geflogen worden. Bei einer Pressekonferenz am Flughafen erklärte Premierminister Matovič, man habe sich für "Sputnik V" entschieden, ohne eine EU-Zulassung für diesen Impfstoff abzuwarten, denn "Zeit für Verzögerungen ist nicht gegeben, im Land fehlt es an Impfstoffen, täglich sterben Dutzende unserer Bürger an COVID-19", so der slowakische Regierungschef. Der Einsatz des Vakzins ist inzwischen in knapp 40 Staaten auf der ganzen Welt bereits genehmigt worden.
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