Mediziner Prof. Dr. Eckhard Nagel: Es ist sehr wichtig, dass die EU gemeinschaftlich agiert

Der Professor für Gesundheitswissenschaften an der Universität Bayreuth Prof. Dr. Eckhard Nagel erklärt im Interview mit RT DE, warum die kollektive Impfstoffbeschaffung für die EU-Länder wichtig ist und warum er kein Problem in der deutschen Kaufstrategie sieht.

Die EU-Staaten haben sich Mitte 2020 auf eine gemeinsame Impfstrategie geeinigt: Die Impfstoffe werden zentral beschafft und verteilt. Doch die deutsche Bundesregierung hat Verträge mit CureVac und BioNTech über insgesamt 50 Millionen zusätzliche Dosen abgeschlossen, was zuletzt für Kritik aus der EU-Kommission gesorgt hat. Prof. Dr. Eckhard Nagel sieht aber kein Problem daran, da das Ganze "mit absoluter Transparenz mit Brüssel" erfolgte. "Ich sehe im Moment keine Verwerfungen zwischen der EU und Ländern wie zum Beispiel die Bundesrepublik Deutschland", sagt er. Dass Einzelländer zusätzliche Impfstoffe kaufen wollen, kann er nachvollziehen, wenn "die Dosen, die über die EU geliefert werden, nicht ausreichend sind".

Er findet es aber "gut und sehr wichtig, dass die EU gemeinschaftlich agiert". Denn eine kollektive Beschaffung bringt viele Vorteil mit sich: Angesichts knapper Ressourcen, wie hier dem Impfstoff, können "Rivalität" und "politische Streitigkeiten" entstehen, die Nagel "höchstproblematisch" findet – vor allem während einer Pandemie. "Das wäre, glaube ich, ganz schlecht, wenn die Länder sich dann gegenseitig überbieten würden und nur die besonders Wohlhabenden Impfstoffe bekommen", fügt er hinzu.

Ein weiterer Vorteil der zentralen Beschaffung ist die größere Sicherheit: "Hier sind nicht nur die Arzneimittelkommission meines Landes aktiv, sondern hier gibt es eine zusätzliche, übergeordnete Einrichtung, die ebenfalls prüft und die sehr viel Kompetenz hat, dann darf ich davon ausgehen, dass die zugelassenen Arzneimittel in Europa besonders gut geprüft sind. Und das ist ein Wert an sich", so Nagel.

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