In einem Sonntagsinterview für den russischen Fernsehsender Rossija 1 hat der Sprecher des russischen Präsidenten Medienberichte kommentiert, laut denen die US-Regierung neue Sanktionen gegen die Gaspipeline Nord Stream 2 plane. Dmitri Peskow verglich solche Handlungen gegen das russische Erdgasförderunternehmen Gazprom mit einer Raider-Attacke:
"Das ist ein unverhüllter, cowboymäßiger Überfall. Wie kann man das anders bezeichnen?"
Der Kremlsprecher betonte zugleich, dass die Arbeit an der Gasleitung aus Russland nach Deutschland konsequent vorankomme. Das Projekt gehe allmählich trotz aller Schwierigkeiten seinem Abschluss zu. Peskow wies gleichzeitig darauf hin, dass Russland in einem "unfreundlichen und sogar feindseligen Ambiente" existiere, wobei das Land im Laufe des scheidenden Jahres mit "immer neuen sogenannten Sanktionen" konfrontiert worden sei.
Außerdem ging der Sprecher des russischen Präsidenten auf diverse persönliche Attacken gegen Wladimir Putin ein. Peskow bemerkte, dass es solche Angriffe schon seit einer langen Zeit gebe:
"Attacken gegen Putin kommen sowohl aus dem Westen als auch aus dem Inland seit den letzten 20 Jahren. Natürlich dürfte der Präsident innerhalb dieser Zeit eine gewisse Immunität dagegen entwickelt haben."
Peskow zufolge sei für den russischen Staatschef die Leistung der jeweiligen Person entscheidend. Er habe niemals auf Spekulationen oder Lügen emotional reagiert und werde es auch in Zukunft nicht tun:
"Man kann sich einfach nicht vorstellen, dass Putin darauf jemals wie ein scheuer Grünschnabel emotional reagiert."
Der Kremlsprecher meinte, dass Putin viel stärker als all diese Sticheleien aus dem Ausland sei. Zuvor hatten US-Medien von einem 4.500 Seiten umfassenden Gesetzespaket der USA berichtet, das unter anderem eine Ausweitung von Washingtons Sanktionen gegen die Pipeline vorsieht. Der scheidende US-Präsident Donald Trump legte am Mittwoch allerdings ein Veto gegen den Verteidigungshaushalt ein, weil es in dem Gesetz auch um Regelungen geht, die nichts mit der Finanzierung der Streitkräfte zu tun haben.
Durch die beiden Leitungsstränge von Nord Stream 2 sollen künftig jedes Jahr zusätzlich 55 Milliarden Kubikmeter Gas von Russland nach Deutschland gepumpt werden. Die USA warnen vor einer zu großen Abhängigkeit Europas von russischen Energieressourcen und werben dagegen für ihr eigenes Flüssigerdgas. Widerstände gegen das Projekt gibt es auch innerhalb der EU, etwa in Polen. Im Dezember 2019 hat Washington Sanktionen gegen Nord Stream 2 verhängt. Die Schweizer Reederei Allseas stellte daraufhin die Verlegung der Leitungsstränge in der Ostsee ein. Ein Jahr später nahm das russische Schiff Fortuna die Bauarbeiten wieder auf.
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