Am Montag hat die Europäische Arzneimittelbehörde EMA den Weg zur Zulassung für den ersten Impfstoff gegen das neue Coronavirus in der EU freigegeben. Die EU-Kommission muss nun Formell in den kommenden Tagen zustimmen. Verläuft alles wie geplant, wäre es damit der erste in der Europäischen Union zugelassene COVID-19-Impfstoff und könnten am 27. Dezember die ersten Menschen in Deutschland gegen den Erreger immunisiert werden.
Der neue Impfstoff (BNT162b2) sei ein sogenannter mRNA-Impfstoff, der von dem Unternehmensgespann BioNTech/Pfizer entwickelt und hergestellt wird. Dieser Impfstoff werde in zwei Dosen mit einem Abstand von etwa drei Wochen verabreicht. Nach der Impfverordnung des Bundes sollen zuerst Ältere über 80 Jahre und Pflegeheimbewohner geimpft werden, zudem medizinisches Personal etwa in Notaufnahmen oder Corona-Stationen sowie in der Altenpflege. Anfänglich soll es rund 400.000 Dosen BNT162b2 geben. Im Januar könnten nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums drei bis vier Millionen Dosen zur Verfügung stehen. In Deutschland müssen die Impfchargen nach Angaben von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) noch vom zuständigen Paul-Ehrlich-Institut geprüft, freigegeben und schließlich ausgeliefert werden.
"Nebenwirkungen bei Impfstoffen sind selten, aber nie ganz auszuschließen", heißt es vom Bundesgesundheitsministerium. Daher sei bei der Einführung von neuen COVID-19-Impfstoffen "eine aktive Überwachung der Effektivität und Sicherheit der Impfstoffe absolut essenziell". Der Impfstoff ist bereits unter anderem in Großbritannien, den USA und Kanada zugelassen. Er hat nach Angaben der Hersteller Pfizer und BioNTech "eine Wirksamkeit von rund 95 Prozent" und wird für Personen ab 16 Jahre empfohlen.
Sowohl der jetzt zugelassene Impfstoff der Unternehmen BioNTech/Pfizer als auch der voraussichtlich bald folgende von Moderna schaffen wahrscheinlich keine komplett sterile Immunität, das heißt, auch Geimpfte können den Erreger noch weitergeben. Aus Tierversuchen sei bekannt, dass geimpfte Affen zwar nicht erkranken, wenn sie mit SARS-CoV-2 infiziert würden, aber doch lebende Viren in ihren Nasen hätten, die sie auch verbreiten können. Aus diesem Grund können Geimpfte nicht von einer Maskenpflicht entbunden werden.
In den klinischen Studien soll sich gezeigt haben, dass die mRNA-Impfstoffe das Immunsystem so stark auf Trab bringen, dass einige Menschen deutliche Impfreaktionen spüren. In vielen Fällen werden sie als kurz, aber heftig beschrieben. Das fängt bei "einem geschwollenen Arm" an, Erkältungssymptome können sich einstellen, aber auch "Schüttelfrost" und "Fieber". Bis zu fünf Prozent der Probanden aus Zulassungsstudien hatten vorübergehend heftige Beschwerden, deshalb empfehlen einige Experten, auf die Tage nach den beiden Impfungen keine wichtigen Termine zu legen, hieß es bei der Süddeutschen Zeitung. Ehemals Infizierte haben sehr unterschiedliche Mengen an Antikörpern im Blut, die sie vor einer neuen Infektion schützen können. Zudem ist weiterhin unklar, wie lange dieser Schutz anhält. Deshalb sind viele Experten der Auffassung, dass auch einmal Erkrankte geimpft werden sollten. Eine allgemeine Impfpflicht schloss die Bundesregierung allerdings bislang aus.
Die Regierung begrüßte mittlerweile das grüne Licht für einen Corona-Impfstoff in der EU. Spahn sagte am Montag, die ordentliche Zulassung eines Impfstoffes sei "ein Meilenstein in der Pandemiebekämpfung". Impfen ebne den Weg aus der Krise. "Und wir tun alles dafür, diesen Weg so schnell wie möglich zu gehen."
Nach dem BioNTech-Pfizer-Impfstoff wird bereits im Januar die nächste Impfstoffzulassung durch die EMA erwartet, in einigen Monaten könnten weitere Impfstoffe zur Verfügung stehen. Die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut soll Empfehlungen entwickeln, für welche Personengruppen welche Impfstoffe besonders geeignet sind.
Vor Kurzem wurde eine neue Variante des Coronavirus entdeckt, die um bis zu 70 Prozent ansteckender als die bisher bekannte Form sei. Die Fälle seien primär im Süden Englands aufgetreten. Der Virologe Christian Drosten geht davon aus, dass die in Großbritannien zirkulierende neue Variante des Coronavirus Deutschland bereits erreicht hat. Der Erreger komme seit Ende September in England vor und sei im Oktober noch überhaupt nicht im Fokus gewesen.
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