Kinderhilfswerk UNICEF wegen Hungers erstmals in Großbritannien tätig

Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen ist weltweit vor allem in Entwicklungsländern im Einsatz. Nun hilft es bei der Finanzierung von Lebensmittelpaketen in Großbritannien, um Kinder während der schulfreien Zeit in der Pandemie vor Hunger zu schützen.

Vor allem durch seine Arbeit in Entwicklungsländern ist das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen UNICEF bekannt. Dort leistet man humanitäre Hilfe in Notsituationen und unterstützt Kinder und Mütter in den Bereichen Gesundheit, Familienplanung, Ernährung sowie Bildung. Jetzt wird die Organisation erstmals in ihrem 70-jährigen Bestehen in Großbritannien aktiv, um britische Kinder während der Ferien mit Nahrungsmitteln zu versorgen.

Mehr zum Thema - Vereinte Nationen: Corona-Krise kann für Hunderttausende Kinder den Hungertod bedeuten

Um die Nahrungsmittelarmut von Kindern im Land zu lindern, hat sich UNICEF mit der Organisation Sustain zusammengeschlossen und fördert 30 Projekte. Beispielsweise erhalten Organisationen Geld, die Schüler mit Frühstückspaketen versorgen.

Insgesamt werden etwas mehr als 815.000 Euro zur Verfügung gestellt. Darin enthalten ist eine Zusage über 34.000 Dollar, um 13.500 Kinder an 25 Schulen im Süden Londons während der zweiwöchigen Weihnachtsferien und in den Februarferien mit Frühstücksmahlzeiten zu versorgen. Das Hilfsprogramm baut auf einem Frühstücksprogramm auf, das Anfang des Jahres gestartet wurde. Es lief 18 Wochen lang während der Schließung und der Sommerferien und bot Kindern in Not lebenswichtige Unterstützung und Nahrung, so UNICEF. Bis zum Ende des Programms im April 2021 sollen bis zu 15.000 Kinder und junge Menschen versorgt werden.

"Die Pandemie hat das Leben von Kindern und Familien auf den Kopf gestellt und für viele wird die weitere Auswirkung der Pandemie in zunehmenden finanziellen Sorgen bestehen", so Anna Kettley, Programmdirektorin von UNICEF UK.

Bereits vor dem Ausbruch der COVID-19-Pandemie waren schätzungsweise 2,4 Millionen britische Kinder von Ernährungsunsicherheit betroffen. Erstmals seit einhundert Jahren ging in dem Land, welches als eines der weltweit reichsten gilt, die Lebenserwartung zurück, wofür Experten die Politik verantwortlich machen.

Bevor eine längerfristige Lösung für die Ursachen der Nahrungsmittelarmut gefunden ist, sollen die Gelder des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen helfen, stärkere Gemeinschaften aufzubauen, während sich die Auswirkungen der Pandemie zu verschlimmern drohen, so Kettley.

Laut Simon Shaw, Leiter des Programms für Ernährungsarmut bei Sustain, kommt "diese Partnerschaft mit UNICEF UK zu einem entscheidenden Zeitpunkt inmitten der verschärften COVID-Beschränkungen, wenn die Ressourcen vieler Menschen aufgebraucht sein werden." Die lokalen Bündnisse seien gut aufgestellt, um die Bedürftigsten in den kommenden Monaten zu unterstützen.

Über den Einsatz von UNICEF regen sich im Land auch kritische Stimmen. So wird behauptet, der Einsatz sei eine politische Aktion und Einmischung in die inneren Angelegenheiten Großbritanniens. Manche fordern gar, UNICEF des Landes zu verweisen. Jacob Rees-Mogg, ein Abgeordneter der Tories, vertritt die Meinung, UNICEF solle sich schämen. Die konservative Regierung in London hatte gegen die Finanzierung kostenloser Schulmahlzeiten für benachteiligte Kinder außerhalb der Schulzeit gestimmt, was in der Öffentlichkeit für große Empörung sorgte.

Auch zahlreiche britische Organisationen und Gemeindeverwaltungen hatten gewarnt, dass Kinder in den Ferien oder aufgrund von Schließungen während des Lockdowns von der Problematik unzureichender Nahrungsmittelversorgung betroffen sein werden.

Einige Unternehmen sind eingesprungen und haben die Schulmahlzeiten gefördert, während Petitionen und Demonstrationen gestartet wurden, die eine bessere Unterstützung seitens der Regierung fordern.

Laut Stephanie Slater, der Gründerin und Geschäftsführerin von School Food Matters, ist die Hilfe willkommen und notwendig. "Wir sind UNICEF sehr dankbar für die Bereitstellung dieser rechtzeitigen Finanzierung. Die Resonanz auf unser Programm mit den Sommer-Frühstückspaketen hat uns gezeigt, dass Familien wirklich zu kämpfen haben. Um ihre Kinder zu ernähren, waren viele mit der düsteren Realität einer zweiwöchigen Winterpause ohne Zugang zu kostenlosen Schulmahlzeiten und der Demütigung konfrontiert, auf Lebensmitteltafeln zugreifen zu müssen.

UNICEF ist nicht die erste internationale Wohltätigkeitsorganisation, die gegen die Lebensmittelarmut in Großbritannien kämpft. Im Oktober hat Akshaya Patra, eine Institution, welche sich vorrangig auf benachteiligte Kinder in Indien konzentriert, ihre erste Essensküche in England eröffnet.

Mehr zum ThemaStudie: Mehr als 14 Millionen Menschen in Großbritannien leben in Armut