Derzeit unterscheidet Dänemark in seinen Migrations- und anderen Bevölkerungsstatistiken zwischen Einwanderern mit "westlicher" Herkunft (EU, Großbritannien, USA, Kanada und Australien) und jenen mit "nichtwestlicher" Herkunft (alle anderen).
Einwanderungs- und Integrationsminister Mattias Tesfaye hat nun jedoch die Einführung einer sogenannten "MENAPT-Gruppe" als eigene Kategorie in der offiziellen Statistik angekündigt. Diese würde sich auf Migranten aus dem Nahen Osten, Nordafrika, Pakistan und der Türkei beziehen.
Tesfaye erklärte:
"Wir brauchen ehrlichere Zahlen, und ich denke, es wird der Integrationsdebatte zugutekommen und sie qualitativ verbessern, wenn wir diese Zahlen an die Öffentlichkeit bringen, denn im Grunde zeigen sie, dass wir in Dänemark nicht wirklich Probleme mit Menschen aus Lateinamerika und dem Fernen Osten haben. Wir haben Probleme mit Menschen aus dem Nahen Osten und Nordafrika."
Demnach seien Zuwanderer aus der MENAPT-Gruppe in der Kriminalitäts- und Arbeitslosenstatistik durchweg überrepräsentiert. Die besonderen Belange der Gruppe getrennt von anderen nichtwestlichen Zuwanderergruppen zu behandeln, könnte nach Tesfayes Einschätzung durchaus Erfolg haben.
Im Jahr 2018 stammten 4,6 Prozent aller jungen verurteilten Straftäter aus dem Nahen Osten, Nordafrika, Pakistan und der Türkei, während die Zahl aus allen anderen 190 nichtwestlichen Ländern bei 1,8 Prozent lag.
Im selben Jahr betrug die Beschäftigungsquote von Frauen aus der MENAPT-Gruppe 41,9 Prozent. Frauen aus nichtwestlichen Ländern wiederum wiesen eine Beschäftigungsquote von 61,6 Prozent auf.
Nachkommen von Einwanderern sollen demnach nach dem neuen statistischen Modus nun auch als Ausländer eingestuft werden, obwohl sie in Dänemark geboren sind. Kurioserweise fällt Tesfaye, der sich selbst als "halb äthiopisch und zu 100 Prozent dänisch" beschreibt, selbst in diese Kategorie und betont: "Ich denke, man sollte stolz darauf sein, wer man ist."
Einwanderer und ihre Nachkommen machen etwa 14 Prozent der rund 5,8 Millionen Einwohner Dänemarks aus. Unter den bisher als nichtwestlich klassifizierten Migranten – insgesamt 516.000 – sollen jene aus der MENAPT-Gruppe 54,5 Prozent ausmachen.
Der Einwanderungsminister behauptet:
"Diese neuen Zahlen werden eine ehrlichere politische Diskussion über die Minorität der Einwanderer ermöglichen, die sehr große Herausforderungen für unsere Gesellschaft schaffen."
Doch es gibt auch Kritik am Vorhaben der Regierung. Halima El Abassi, Vorsitzende des Rates für ethnische Minderheiten, ist der Meinung, dass die neue Initiative Teile der Bevölkerung auf ungerechte Weise spalte und einen eher negativen Fokus auf bestimmte Zuwanderergruppen lege. So schrieb sie auf dem Kurznachrichtendienst Twitter:
"Wir können uns darauf einigen, dass Integration eine Herausforderung ist, aber ein neuer Sammelbegriff kann nicht für sich allein stehen. Wir brauchen Fachleute, die sich mit dem befassen, was Politiker verpassen."
Tesfaye fügte jedoch hinzu, dass die Schaffung neuer Bezeichnungen für Zuwanderergruppen kein Instrument an sich sei, sondern lediglich ein Mittel, mit dem Politiker in Zukunft besser fundierte politische Entscheidungen treffen könnten.
Er hob die besonderen Herausforderungen hervor, mit denen Zuwanderer aus Thailand, den Philippinen oder Lateinamerika im Gegensatz zu jenen aus dem Nahen Osten konfrontiert seien, und die Notwendigkeit, maßgeschneiderte Lösungen für jede Gruppe zu finden.
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