Bildungsminister Gavin Williamson sagte in einer LBC Radiosendung zum Moderator Nick Ferrari, Großbritannien sei in der Lage gewesen, den Impfstoff als erstes Land zuzulassen, weil es "offensichtlich die beste Arzneimittelbehörde hat". Diese sei "viel besser" als die Frankreichs, Belgiens oder der USA. "Das überrascht mich auch überhaupt nicht, weil wir ein viel besseres Land sind als jedes einzelne von denen, nicht wahr?"
Twitter-Nutzer bezeichneten die Aussagen des Ministers als Ausdruck nationalistischer Arroganz. Der Londoner Bürgermeister Sadiq Khan nannte seine Worte einen "jingoistischen Unsinn". "Dieser Mann ist für die Bildung in unserem Land verantwortlich – und das ist das Problem. Übrigens: Er meinte es ernst, das war kein Scherz", sagte Khan. Auch ein Sprecher der EU-Kommission entgegnete, dass es sich beim Kampf gegen die Pandemie "nicht um einen Fußball-Wettbewerb" handle: "Wir reden hier über das Leben und die Gesundheit von Menschen."
Einige Internetnutzer kritisierten, dass die Nation, gemessen an den Fallzahlen, die Zulassung zuerst bekommt hat, nicht weil sie viel besser, sondern weil sie möglicherweise viel schlechter war im Umgang mit der Situation. Andere verspotteten Williamsons Aussage und erwähnten, dass Großbritannien nichts mit der Entwicklung des Impfstoffs zu tun hatte, da das Vakzin von anderen Nationen entwickelt wurde. Wieder andere Nutzer argumentierten, dass es die EU-Regulierungsbehörden waren, die eine derart schnelle Zulassung ermöglichten. Sie beklagten, dass Großbritannien kurz davor steht, den Zugang zu diesem Regulierungsmechanismus zu verlieren.
Die Briten haben den Corona-Impfstoff des Mainzer Unternehmens BioNTech und seines US-Partners Pfizer als erstes Land weltweit zugelassen. Bereits in wenigen Tagen sollen die ersten Menschen geimpft werden. Die Regierung hofft mit der Massenimpfung auf eine drastische Reduzierung der Todesfälle. Die erste Phase des Immunisierungsprogramms zielt vor allem auf ältere und geschwächte Menschen sowie Bewohner von Pflegeheimen.
Großbritannien gehört zu den Ländern, die besonders hart von der Pandemie betroffen sind. Nach offiziellen Angaben der Regierung sind inzwischen mehr als 60.000 Menschen nach einer Infektion mit dem Coronavirus gestorben.
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