Der Vorfall soll sich am vergangenen Samstag abgespielt haben. Der schwarze Musikproduzent Michel Zecier war im 17. Pariser Arrondissement ohne Mund-Nasen-Schutz unterwegs und verstieß damit gegen die Corona-Regeln. Als er ein Polizeiauto sah, beschloss er, sich in seinem Studio zu verstecken. Er schilderte anschließend, dass die Polizisten ihm gefolgt seien. Nach Angaben des Betroffenen schlugen ihn die Gesetzeshüter brutal zusammen, es sollen außerdem rassistische Beleidigungen gefallen sein.
Eine Überwachungskamera filmte das Geschehen. Die im Video gezeigten Szenen sorgten in ganz Frankreich für Empörung. Es ist zu sehen, wie die Polizisten mehrere Minuten lang im Eingang des Studios auf Zecier einprügeln. "Ich habe mir immer gesagt: Wenn du jetzt zu Boden fällst, bleibst du dort. Dann kommst du nicht mehr hoch", erzählte der Produzent dem Magazin Loopsider, das die Aufnahmen veröffentlichte. Mithilfe von Musikern aus dem Studiokeller drängte er die Polizisten schließlich aus dem Studio.
Zusätzliche Aufnahmen außerhalb des Gebäudes zeigen, wie die Polizei Tränengaskartuschen ins Studio warf, um Michel nach draußen zu zwingen. Als er das Studio verließ, wurde er von mehreren Polizisten festgenommen. Berichten zufolge behaupteten die beteiligten Beamten zunächst, der Betroffene habe versucht, ihre Waffen zu stehlen.
"Diese Polizisten haben keinen Mist gebaut, sie sind Straftäter, die schwere Verbrechen begangen haben", sagte die Anwältin des Musikproduzenten Hafida El Ali. Sie ist sich sicher, dass ihr Mandant ohne das Überwachungsvideo im Gefängnis säße.
Die französischen Behörden leiteten eine Untersuchung ein. Die drei beteiligten Beamten und einer ihrer Kollegen wurden suspendiert. Innenminister Gérald Darmanin forderte die Entlassung der Beamten, sollte sich das Fehlverhalten bestätigen. Sie hätten das Ansehen der Republik beschmutzt.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sei in Hinblick auf das Video "sehr schockiert", hieß es am Freitag aus Kreisen des Präsidentenpalasts.
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