Nach Tod eines Oppositionsanhängers: Knapp 1.300 Festnahmen bei Sonntagsprotesten in Weißrussland

Nach dem tragischen Tod eines Bürgerrechtsaktivisten in Minsk zogen am Sonntag Tausende Menschen in ganz Weißrussland aus Protest gegen die andauernde Polizeiwillkür auf die Straßen. Dabei kam es laut Angaben der Menschenrechtler zu beispiellosen Massenfestnahmen.

Am späten Sonntagabend veröffentlichte die Menschenrechtsgruppe Wesna eine Liste der Menschen, die bei den landesweiten nicht genehmigten Protestaktionen festgenommen wurden. Laut aktualisierten Angaben vom Montagnachmittag enthielt sie insgesamt 1.291 Namen. Die meisten Festnahmen fanden in der Hauptstadt Minsk statt. Ebenfalls betroffen waren die Großstädte Grondo, Mogiljow, Bobruisk, Witebsk und Gomel.

Laut Informationen der Nachrichtenagentur Interfax kamen bei den Protesten unter anderem auch rund 20 Medienmitarbeiter, darunter fünf russische Journalisten, in Polizeigewahrsam. Inzwischen wurden die Festgenommenen bereits teilweise wieder auf freien Fuß gesetzt.

Bei den Sonntagsdemonstrationen kam es erneut zu Gewalt seitens der Sicherheitskräfte, die zur Unterdrückung der Proteste angerückt waren. Auf zahlreichen Videos aus dem Minsker Stadtzentrum war zu sehen, wie die Polizei Blendgranaten und Tränengas gegen friedliche Demonstranten einsetzte. Dies wurde inzwischen von der Hauptzentrale des Minsker Exekutivkomitees auf eine Anfrage bestätigt. Eine weitere Videoaufnahme zeigte, wie ein Teilnehmer des Protestzuges von einem Dienstwagen der Sondereinsatzkräfte angefahren wurde.

Die Demonstrationen vom Sonntag waren ursprünglich als eine landesweite Gedenkaktion zu Ehren des kürzlich verstorbenen Minsker Oppositionsanhängers Roman Bondarenko gedacht. Am 11. November wurde er im Laufe einer Auseinandersetzung im Hof seines Hauses von unbekannten vermummten Personen schwer am Kopf verletzt und daraufhin mit einem Hirnödem und einer gedeckten Schädel-Hirnverletzung in ein Krankenhaus abtransportiert. Am Tag darauf starb der 31-Jährige.

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